Inhaltsübersicht
5 Risikoneigung und Risikoverhalten
6 Die Komplexität der Risikokommunikation
7 Risikodialog – Komplexität und Unsicherheit kommunizieren
8 Vertrauen – ein anwendungsorientierter und interdisziplinärer Überblick
9 Vertrauen in der internen Kommunikation von Organisationen
11 Misstrauen. Eine interdisziplinäre Bestandsaufnahme
Kapitel 1 – Einleitung
In diesem Kapitel wird die gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung von Risiko und Vertrauen aufgezeigt. Aktuelle Krisen, wie die Covid-19-Pandemie, zeigen eindrücklich, welchen hohen Stellenwert die Komplementärbegriffe Risiko und Vertrauen einnehmen. Kaum eine mediale Betrachtung, welche nicht an einem Punkt Aspekte wie Vertrauensaufbau oder Risikowahrnehmung aufgreift. Eine fundierte Auseinandersetzung mit diesen schillernden Begriffen soll hier davon ausgehend erfolgen, dass der Ursprung des menschlichen Umgangs mit Risiko und Vertrauen insbesondere in der Wahrnehmung bzw. der individuellen Kognition verortet ist. Auf Basis dieser Annahme werden individuelle (Risiko-)Präferenzen und vertrauensaufbauende Maßnahmen in verschiedenen Kontexten einführend diskutiert.
Kapitel 2 – Die Philosophie von Risiko
In diesem Kapitel wird der Begriff Risiko historisch hergeleitet und das unterschiedliche Begriffsverständnis der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen aufgezeigt. Die Unterschiede in den terminologischen Begrifflichkeiten wie auch in den inhaltlichen Ausgestaltungen werden erklärt. Zudem wird die Differenzierung zwischen Risiko und Unsicherheit erläutert und anhand von verschiedenen Konzepten, wie der Rumsfeld-Matrix, erörtert. Darüber hinaus werden verschiedene Risikomuster dargestellt, die eine Kategorisierung von Risiken ermöglichen. Schließlich werden systemische Risiken vorgestellt und es wird eine Abgrenzung zu konventionellen Risiken vorgenommen. Das Kapitel unterstützt bei dem Verständnis von Risiko und der Einordnung von Risikosituationen. Ein kurzer Ausblick rundet das Kapitel ab.
Kapitel 3 – Die Psychologie des Risikos
Psychologische Mechanismen der Risikowahrnehmung werden in diesem Beitrag anhand des psychometrischen Paradigmas nach Slovic und Kollegen einführend vorgestellt. Dieser Ansatz hat sich innerhalb der Sozialwissenschaften – trotz durchaus fundierter Kritik – als immens fruchtbar und robust erwiesen. Ferner bietet diese Perspektive den Vorteil, dass wichtige heuristische Urteils- und Entscheidungsprozesse darauf aufbauend integriert werden können. Dies erfolgt hier am Beispiel der Affektheuristik, welche exemplarisch für eine heuristische Entscheidungsstruktur im Kontext der menschlichen Risikowahrnehmung zu sehen ist. Individuelle Merkmale des Risikowahrnehmenden werden abschließend aus Sicht der Persönlichkeitspsychologie aufgegriffen und diskutiert.
Kapitel 4 – Ansätze zur Messung von Risikowahrnehmung und Risikoeinstellung: das Beispiel touristische Reiseabsicht während einer Pandemie
In diesem Kapitel werden Ansätze und Messverfahren zur Erfassung der Risikowahrnehmung und der Risikoeinstellung erörtert. Aus methodischer Sicht wird das psychometrische Paradigma zur Messung der subjektiven Risikowahrnehmung vorgestellt und vom objektiven (bekannten) Risiko aus der vorherrschenden ökonomischen Entscheidungstheorie abgegrenzt. Dabei werden eigene empirische Befunde aus einer repräsentativen Bevölkerungsstudie zur Risikowahrnehmung und Reiseabsicht während der Coronapandemie aus psychometrischer Perspektive präsentiert. Dieses Forschungsprojekt wurde im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms „Covid-19“ (NFP 78) des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) durchgeführt (Grant-N° 40784P_198336). Zum Schluss des Kapitels werden Ansatzpunkte für die evidenzbasierte Interventionsforschung für sicheres Reisen vorgestellt, die auf Theorien und Ergebnissen aus empirischen Studien gründen und denen somit Wirksamkeit attestiert werden kann.
Kapitel 5 – Risikoneigung und Risikoverhalten
In diesem Kapitel werden verschiedene Konzepte der Risikoneigung, deren Messung sowie mögliche Einflussfaktoren vorgestellt. Zudem wird der Einfluss der Risikoneigung auf das Risikoverhalten von Entscheidern untersucht. Dafür werden überblicksartig zentrale Befunde ausgewählter Studien diskutiert, wobei der Schwerpunkt auf Entscheidungen im Unternehmenskontext, z. B. Gründungs- oder Investitionsentscheidungen, gelegt wird. Risikofreudige Entscheider gründen eher Unternehmen, führen risikoreichere Investitionen durch und bauen geringere Puffer in ihre Budgetplanung oder Informationsnachfrage ein. Neben der Risikoneigung wird das Risikoverhalten von Entscheidern allerdings durch eine Vielzahl weiterer Faktoren – insbesondere ihre Risikowahrnehmung – bestimmt. Aus den Ergebnissen lassen sich Konsequenzen für die Gestaltung von Entscheidungsprozessen z. B. bei Investitionen oder im Rahmen der Planung und Budgetierung ableiten.
Kapitel 6 – Die Komplexität der Risikokommunikation
In diesem Kapitel werden die Ziele und Herausforderungen der Risikokommunikation erläutert. Es lassen sich hierbei 4 wesentliche Aufgabenfelder unterscheiden. Zudem werden die Herausforderungen anhand von theoretischen Modellen und Theorien der Risikokommunikation beschrieben. Unterschiedliche Formen der Risikodarstellung erhöhen die Komplexität und die notwendige Risikokompetenz, um die Informationen angemessen zu interpretieren. Dabei erweist sich die Darstellung in natürlichen Häufigkeiten und in absoluter Form als am verständlichsten. Auch werden die verschiedenen Akteure der Risikokommunikation näher beleuchtet und die jeweiligen Herausforderungen sowie Bedürfnisse aufgezeigt. Schließlich wird in einem kurzen Exkurs der Ansatz des Nudgings innerhalb der Risikokommunikation eingehend betrachtet. Zusätzlich werden durch eine experimentell orientierte Fallaufgabe die Interpretationsunterschiede bei statistischen Angaben am Beispiel von Wachstumsraten aufgezeigt.
Kapitel 7 – Risikodialog – Komplexität und Unsicherheit kommunizieren
In diesem Kapitel wird beleuchtet, welchen Nutzen partizipative Verfahren in der Risikokommunikation haben können. Es werden die methodischen Entwicklungslinien, die psychologischen Voraussetzungen, das Verhalten in Gruppen sowie mögliche Anwendungsfelder und Vorgehensweisen reflektiert. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Rolle von Akzeptanz in Kommunikationsprozessen gelegt. Vieles deutet darauf hin, dass durch die Beteiligung von Mitarbeitenden und weiteren Stakeholdern die Akzeptanz in Risikokommunikationsprozessen erhöht werden kann. An 3 Beispielen aus der Gesundheits- und der Sicherheitskommunikation wird der Einsatz von partizipativen Methoden dargestellt.
Kapitel 8 – Vertrauen – ein anwendungsorientierter und interdisziplinärer Überblick
In diesem Kapitel werden zentrale Definitionen und Konzepte der sozialwissenschaftlichen Vertrauensforschung einführend vorgestellt. Die Relevanz von Vertrauen wird hierbei aus gesellschaftlicher, volkswirtschaftlicher und technologischer Perspektive beschrieben. Entscheidend ist hier die Annahme, dass eine echte Vertrauensbeziehung stets auch risikobehaftet ist. Schließlich geht der Vertrauensgeber das Risiko ein, dass seine positive, auf die Zukunft bezogene Erwartungshaltung enttäuscht werden könnte. In diesem Fall wäre der Vertrauensnehmer gefordert, adäquat zu reagieren. Der Beitrag schließt daher mit einem Modell, wie mittels Kommunikation Vertrauen wieder aufgebaut werden kann und wie eine Investition in die Ressource Vertrauen in der Praxis gelingt.
Kapitel 9 – Vertrauen in der internen Kommunikation von Organisationen
Für Organisationen ist es wesentlich, Vertrauen aufzubauen und zu pflegen – sowohl gegenüber internen als auch externen Bezugsgruppen. Nach innen ist Vertrauen unter den Mitarbeitenden und zwischen Mitarbeitenden und Organisationsführung die Grundlage für erfolgreiches Zusammenarbeiten und damit für effektive Wertschöpfungsprozesse. Vor diesem Hintergrund betrachtet der Beitrag verschiedene Aspekte des Vertrauens aus einer medien- und kommunikationswissenschaftlichen Perspektive: So wird zum einen die Arbeits- und Aufgabenkommunikation von der gemanagten, zentral gesteuerten internen Kommunikation abgegrenzt. Zum anderen wird dargelegt, welche Gründe es für Vertrauen gibt und anhand welcher 4 Dimensionen sich Vertrauen in der internen Kommunikation untersuchen lässt. Abschließend wird erläutert, dass es bei der internen Kommunikation zentral ist, zwischen Vertrauen in Kommunikation und Vertrauen durch Kommunikation zu unterscheiden.
Kapitel 10 – Vertrauen schaffen mit Unternehmenskommunikation – ein linguistisches Modell von Glaubwürdigkeit durch Textdesign
Vertrauensförderung gilt als eines der obersten Ziele der Unternehmenskommunikation. Der Beitrag fragt, wie Unternehmen dieses Ziel unter den erschwerenden Bedingungen zunehmend unpersönlicher Kommunikation erreichen. Er referiert dazu zunächst einige Ergebnisse der Vertrauensforschung und stellt dann ein integratives Modell für die Glaubwürdigkeit von Texten vor. Das Modell beschreibt Rezeptionskriterien, welche die Rezeption der Unternehmenskommunikation steuern können, sowie Glaubwürdigkeitskriterien, welche die Zuschreibung von Glaubwürdigkeit fördern. Letztere umfassen die Bereiche Design, Informationsgehalt, Angemessenheit, Überzeugungskraft und Verständlichkeit. Schließlich wird postuliert, dass eine konstante, glaubwürdige Kommunikation die Basis für die Bildung von Vertrauen bei den Rezipierenden darstellt.
Kapitel 11 – Misstrauen. Eine interdisziplinäre Bestandsaufnahme
In diesem Beitrag werden aktuelle Erkenntnisse über die Auswirkungen von Misstrauen, insbesondere von sozialem Misstrauen, und der Zusammenhang zwischen Misstrauen und Vertrauen vorgestellt. Diese Betrachtung ist vor dem Hintergrund zu verstehen, dass eine konzeptionelle und empirische Auseinandersetzung mit dem Konstrukt Misstrauen in vielen Disziplinen erst in jüngster Zeit an Bedeutung gewonnen hat. Während Vertrauen als etabliertes Themenfeld gilt, sind zahlreiche grundsätzliche Fragen, wie z. B. nach den Ursachen, Voraussetzungen, Dimensionen und Operationalisierungen von Misstrauen, noch Gegenstand aktueller Diskussionen. Auf der Grundlage der aktuellen Literatur wird für eine eigenständige Sichtweise auf Misstrauen plädiert. Dies bedeutet aber auch, dass die Bemühungen in Bereichen wie der Messung und der Identifikation von möglichen positiven Wechselwirkungen noch deutlich auszubauen sind.