Kapitel 1: Gegenstandsbereich der Kulturvergleichenden Psychologie
Kapitel 2: Methodologische Überlegungen
Kapitel 3: Kultur und stammesgeschichtliche Entwicklung
Kapitel 4: Anlage-Umwelt-Kontroverse aus kulturvergleichender Sicht
Kapitel 5: Beschreibung und Klassifikation von Kulturen
Kapitel 6: Wahrnehmung
Kapitel 7: Kognitive Fähigkeiten und Leistungen
Kapitel 8: Emotion
Kapitel 9: Sprache und Kommunikation
Kapitel 10: Persönlichkeit
Kapitel 11: Biologisches und soziales Geschlecht
Kapitel 12: Entwicklung im Kindes- und Jugendalter
Kapitel 13: Arbeitswelt
Kapitel 14: Psychische Störungen
Kapitel 15: Schlussbetrachtung
Kapitel 1: Gegenstandsbereich der Kulturvergleichenden Psychologie
1.1 Ziele der Kulturvergleichenden Psychologie
1.2 Unterschiedliche Forschungsrichtungen
1.3 Kulturvergleichende Psychologie im Kanon der psychologischen Fächer
1.4 Kulturbegriff
1.5 Historische Entwicklung
1.6 Fazit
1.7 Verständnisfragen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die grundlegenden Fragestellungen der Kulturvergleichenden Psychologie bzw. der Kulturpsychologie erörtert. Bei der Definition von „Kultur“ wird zwischen einem universellen, allen Gesellschaften gemeinsamen Aspekt und einem spezifischen, für eine bestimmte Gesellschaft typischen Aspekt unterschieden. Entsprechend fragt man nach den trotz kultureller Vielfalt vorhandenen Ähnlichkeiten im Denken und Handeln sowie nach den Unterschieden in Abhängigkeit vom jeweiligen kulturellen Umfeld. Die Kulturvergleichende Psychologie versteht sich als Teilgebiet der Psychologie und darüber hinaus als fächerübergreifende Disziplin, die die im westlichen Kulturkreis ermittelten und vermeintlich allgemeingültigen psychologischen Gesetzmäßigkeiten einer kritischen Prüfung unterzieht. Die Wurzeln der Kulturvergleichende Psychologie reichen bis ins Altertum zurück. Dies wird in einem kurzen historischen Rückblick aufgezeigt.
Kapitel 2: Methodologische Überlegungen
2.1 Etische versus emische Perspektive
2.1.3 Außen- versus Innensicht
2.1.2 Universalität versus Einzigartigkeit
2.1.1 Zwei Sichtweisen
2.2 Vergleichbarkeit der Untersuchungsgegenstände
2.2.1 Vergleichsgegenstand und Vergleichsmaßstab
2.2.2 Äquivalenzpostulate
2.2.3 Konsequenzen für den Kulturvergleich
2.3 Methoden der Datengewinnung und -auswertung
2.4 Auswahl geeigneter Untersuchungseinheiten
2.4.1 Auswahl von Kulturen
2.4.2 Auswahl von Individuen
2.4.3 Auswahl von Situationen und Instrumenten
2.5 Statistische Überprüfung von Hypothesen
2.6 Fazit
2.7 Verständnisfragen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die methodologischen Probleme der Kulturvergleichenden Psychologie erörtert. Das Kapitel beginnt mit der Gegenüberstellung zweier Sichtweisen: einer kulturübergreifenden Außensicht bzw. etischenPerspektive und einer kulturangepassten Innensicht bzw. emischen Perspektive. Behandelt wird sodann die Frage der Vergleichbarkeit psychischer Phänomene in unterschiedlichen Kulturen und die damit zusammenhängende Problematik der Herstellung von Äquivalenz bzw. Gleichwertigkeit der zu untersuchenden Konstrukte, der zu erhebenden Daten, des Messvorgangs und der zu verwendenden Skalen. Diskutiert werden verschiedene Arten der Äquivalenz, die durch Untersuchungsbeispiele illustriert werden. Es folgt eine Darstellung der unterschiedlichen Methoden der Datenerhebung sowie eine Diskussion der Stichprobenauswahl. Am Schluss des Kapitels wird aufgezeigt, wie sich aus theoretischen Überlegungen abgeleitete Hypothesen statistisch überprüfen lassen.
Kapitel 3: Kultur und stammesgeschichtliche Entwicklung
3.1 Menschliche Universalien als Ergebnis natürlicher Selektion
3.2 Adaptation und Exaptation
3.3 Fazit
3.4 Verständnisfragen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird die stammesgeschichtliche (phylogenetische) Entwicklung der psychischen Grundausstattung des heutigen Menschen diskutiert. Den Schlüssel für das Verständnis der phylogenetischen Entwicklung liefert die auf Charles Darwin (1809–1882) zurückgehende Evolutionslehre. Die Evolution hat durch natürliche Selektionim Dienste der Anpassung bzw. Adaptationan sich ändernde Umweltbedingungen zur Herausbildung menschlicher Universalien wie beispielsweise der Sprache geführt. Oft lässt sich jedoch nicht entscheiden, welche Art von Umweltbedingungen den Anpassungsdruck hervorrief und worin die Anpassungsleistung genau bestand. Oft waren es auch mit den Veränderungen einhergehende Nebenprodukte, die sich erst im Nachhinein als vorteilhaft erwiesen haben. Dies hat einige Forscher dazu veranlasst, die Anpassung bzw. Adaptation nicht als alleiniges Prinzip der Evolution anzunehmen, sondern zusätzlich das Prinzip der Exaptationgelten zu lassen.
Kapitel 4: Anlage-Umwelt-Kontroverse aus kulturvergleichender Sicht
4.1 Universelle und differenzielle „Natur“
4.2 Genetische Ausstattung und kultureller Einfluss
4.3 Fazit
4.4 Verständnisfragen
Zusammenfassung
Die innerhalb der Differentiellen Psychologie kontrovers geführte Diskussion über „Anlage“ und „Umwelt“ bzw. „nature“ und „nurture“, also die Frage nach dem, was durch das genetische Erbe vorbestimmt, und dem, was durch umweltbedingtes Lernen erworben ist, wird in der Kulturvergleichenden Psychologie als Auseinandersetzung zwischen „Natur“ und „Kultur“ aufgegriffen. Man fragt nach dem relativen Beitrag von spezifischer genetischer Ausstattung („Anlage“) und spezifischen soziokulturellen Bedingungen („Umwelt“) für das Zustandekommen von Unterschieden in der Ausprägung von individuellen Merkmalen. Während innerhalb der Differentiellen Psychologie sich das Augenmerk auf die Unterschiede zwischen den Individuen innerhalbeiner Kultur richtet, betrachtet die Kulturvergleichende Psychologie Unterschiede in der zwischenverschiedenen Kulturen. In diesem Kapitel werden Möglichkeiten zur Abschätzung des jeweiligen Beitrags von „Kultur“ und „Natur“ diskutiert.
Kapitel 5: Beschreibung und Klassifikation von Kulturen
5.1 Kulturelle Faktoren
5.2 Kulturdimensionen nach Hofstede
5.3 Kulturdimensionen nach Schwartz
5.4 Kulturdimensionen nach der GLOBE-Forschergruppe
5.5 Kulturdimensionen nach dem World Values Survey
5.6 Kulturdimensionen nach Trompenaars
5.7 Kulturdimensionen nach Hall
5.8 Vergleich der dimensionalen Ansätze der Kulturbeschreibung
5.9 Kontextfaktoren: der Human Development Index (HDI)
5.10 Fazit
5.11 Verständnisfragen
Zusammenfassung
Zur Beschreibung von Kulturen werden Merkmale, die sich sowohl zur Charakterisierung als auch zur Unterscheidung einzelner Kulturen eignen, spezifiziert. Sie bilden Dimensionen bzw. Faktoren, auf denen sich jede Kultur als spezifische Ausprägungskombination repräsentieren lässt. Im vorliegenden Kapitel werden die wichtigsten dieser Ansätze vorgestellt. Prototypisch ist der Ansatz von Hofstede mit seinen sechs Dimensionen Individualismus-Kollektivismus, Machtdistanz, Maskulinität-Femininität, Unsicherheits-vermeidung, Zeitorientierung und Nachsicht. Im Gegensatz zu diesen kulturunterscheidenden Faktoren lassen sich auch so genannte Kontextfaktoren identifizieren, die zur Charakterisierung der allgemeinen Lebensumstände wie beispielsweise Wohlstand und Schulbildung dienen. Einen Versuch, verschiedene Kontextmerkmale auf einer gemeinsamen Dimension zu repräsentieren, stellt derHuman Development Index(HDI) dar.
Kapitel 6: Wahrnehmung
6.1 Wahrnehmung und Erfahrung
6.2 Brunswiks Theorie des transaktionalen Funktionalismus
6.3 Whorfs Prinzip der linguistischen Relativität
6.4 Fazit
6.5 Verständnisfragen
Zusammenfassung
Die Frage, ob die menschliche Wahrnehmung allein von der biologisch-physiologischen Ausstattung abhängt (nativistischePosition) oder ob sie das Resultat einer aktiven Interaktion mit der Umwelt (empiristischebzw. interaktionistische Position) ist, stellt eine der ältesten Kontroversen in der experimentellen Psychologie dar. Der Kulturvergleich bietet die Möglichkeit, biologische Faktoren von durch Erfahrung gewonnenen Faktoren zu trennen, da sich die einzelnen Kulturen durch einen unterschiedlichen Erfahrungshintergrund unterscheiden. Aus den dargestellten Untersuchungen kann abgeleitet werden, dass eine streng nativistische Theorie nicht haltbar ist, dass also die Wahrnehmung immer auch durch die Erfahrung mitbeeinflusst ist.
Kapitel 7: Kognitive Fähigkeiten und Leistungen
7.1 Defizit- versus Differenzmodell
7.2 Allgemeine Intelligenz versus spezifische Fähigkeiten und Leistungen
7.3 Antezedenzien für kognitive Unterschiede
7.3.1 Individualistischer versus kollektivistischer Denkmodus
7.3.2 Konfuzianische Dynamik
7.3.3 Muttersprache
7.3.4 Schulbildung
7.3.5 Minoritätenstatus
7.3.6 Armut
7.4 Ein Modell des Zusammenwirkens von Kultur und Kognition
7.5 Fazit
7.6 Verständnisfragen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird zum einen gefragt, ob es kulturelle Unterschiede in kognitiven Fähigkeiten und Leistungen gibt, und zum anderen, ob es bestimmte kulturelle Faktoren gibt, die als Einflussgrößen (Antezedenzien) für unterschiedliche Ausprägungen verantwortlich gemacht werden können. Es wird gezeigt, dass es nahezu unmöglich ist, kulturelle Unterschiede in der allgemeinen Intelligenz zu untersuchen, da die erforderliche konzeptuelle Äquivalenz und die Erhebungsäquivalenz als Vergleichsvoraussetzungen kaum herstellbar sind. Auch ist es nicht einfach, biologische „Grundkomponenten“ des Denkens zu identifizieren, da selbst diese bereits kulturspezifisch überlagert sind.Eine kulturübergreifende Äquivalenz lässt sich leichter herstellen, wenn spezifische Fähigkeiten untersucht werden. Als prototypisch können hier die TIMSS-Studie und die PISA-Studien gelten, in denen die Schulleistungen in verschiedenen Ländern verglichen werden.
Kapitel 8: Emotion
8.1 Gefühl und Emotion
8.2 Kategorisierung von Emotionen
8.3 Entstehung und Ausdruck von Emotionen
8.3.1 Emotionstheorien
8.3.2 Prozessmodell der Emotion
8.3.3 Emotionsauslösende Situationen
8.3.4 Bewertung emotionsauslösender Situationen
8.3.5 Manifestation von Emotionen
8.3.6 Handlungswirksamer Umgang mit Emotionen
8.4 Erkennen von Emotionen
8.5 Fazit
8.6 Verständnisfragen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird gefragt, ob Menschen unterschiedlicher Kulturen Emotionen in ähnlicher Weise erleben und ausdrücken oder ob es Unterschiede in Abhängigkeit von der kulturellen Zugehörigkeit gibt. Untersuchungen belegen, dass es Basis-Emotionen gibt, die in allen Kulturen präsent sind. Es bestehen jedoch beträchtliche kulturelle Unterschiede darin, in welchen Situationen welche Emotionen auftreten und wie stark die jeweiligen Emotionen ausgedrückt oder unterdrückt werden. Der der jeweiligen Situation angemessene Ausdruck wird durch kulturspezifische Darbietungsregeln (display rules) gesteuert. Werden Emotionen absichtlich dargestellt, können sie auch von Personen erkannt werden, die aus einer anderen Kultur als die Darsteller stammen. Freude kann am besten erkannt werden, Furcht und Ekel am schlechtesten. Allerdings sind Zweifel an der Übertragbarkeit der Befunde auf das Alltagsleben angebracht.
Kapitel 9: Sprache und Kommunikation
9.1 Sprache als Mittel des Informationsaustauschs
9.2 Sprache als artspezifisches und kulturspezifisches Merkmal
9.3 Vergleichbarkeit sprachlicher Äußerungen
9.4 Sprachliche Universalien
9.5 Linguistische und kommunikative Relativität
9.6 Kommunikationsmodell nach Schulz von Thun
9.7 Kulturelle Faktoren als Antezedenzien der Sprachverwendung
9.7.1 Individualismus-Kollektivismus und Machtdistanz
9.7.2 Maskulinität-Femininität
9.8 Fazit
9.9 Verständnisfragen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird die Frage gestellt, inwieweit sich in allen Kulturen ähnliche Prinzipien der Sprachverwendung finden lassen und inwieweit es kulturspezifische kommunikative Grundstrukturen gibt. Die Beantwortung dieser Frage wird insofern erschwert, als die Sprache Teil der Kultur ist und ebenso wie diese vom Individuum in der individuellen Entwicklung erworben werden muss. So wird zunächst gefragt, inwieweit die jeweilige Muttersprache dem Individuum Restriktionen hinsichtlich bestimmter Denkmuster und Kommunikationsformen auferlegt. Zur Untersuchung dieser alsSapir-Whorf-Hypothesebekannten Frage ist weder ein systematischer Vergleich der Sprachsysteme noch ein Absolutvergleich des Sprachgebrauchs hinreichend. Nur wenn auch die intrakulturelle Variation verschiedener Situationen berücksichtigt wird, ist es möglich, sprachliche Konventionen von kulturellen Unterschieden im engeren Sinne zu trennen.
Kapitel 10: Persönlichkeit
10.1 Kultur und Persönlichkeit aus psychoanalytischer Sicht
10.2 Dimensionale Beschreibung der Persönlichkeit
10.2.1 Kulturübergreifende Gültigkeit von Persönlichkeitsfaktorenmodellen
10.2.2 Ausprägungsunterschiede auf einzelnen Persönlichkeitsfaktoren
10.3 Fazit
10.4 Verständnisfragen
Zusammenfassung
„Persönlichkeit“ wird in der Psychologie sowohl aus der Perspektive der Differentiellen Psychologieals auch aus der Perspektive der Persönlichkeitspsychologie betrachtet. Der Fokus der Aufmerksamkeit richtet sich dabei auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Menschen. Als grundlegende Frage gilt, inwieweit universelle psychische Strukturen auffindbar sind und inwieweit mit kulturspezifischen Konstrukten zu rechnen ist. Vertreter einer radikal emischenSichtweise machen geltend, dass bereits das Konstrukt der Persönlichkeit ein typisch westliches Wissenschaftsverständnis widerspiegelt, und setzen diesem Konstrukt ein in den sozialen Kontext eingebettetes Selbst entgegen, bei dem stabile Persönlichkeitseigenschaften in den Hintergrund treten. Vertreter einer radikal etischenSichtweise machen geltend, dass sich die im westlichen Kulturkreis ermittelten Faktorenstrukturen zur Kennzeichnung interindividueller Unterschiede auch in außerwestlichen Ländern reproduzieren lassen.
Kapitel 11: Biologisches und soziales Geschlecht
11.1 Universalität und Kulturspezifität von Geschlechtsunterschieden
11.2 Biologische Basis der Geschlechtsunterschiede
11.3 Geschlechtsunterschiede und wirtschaftliche Entwicklung
11.4 Geschlechtsunterschiede und kulturelle Wertvorstellungen
11.5 Fazit
11.6 Verständnisfragen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird die Frage gestellt, inwieweit psychologische Geschlechtsunterschiede biologisch begründbar sind und inwieweit sie erst durch soziokulturelle Gegebenheiten hervorgerufen werden. Aus dem Kulturvergleich lässt sich zweierlei ableiten: Erstens weisen die gefundenen Geschlechterdifferenzen konsistent immer in dieselbe Richtung, zweitens gibt es erhebliche kulturelle Unterschiede. Die universell gleichsinnige Ausprägung der Differenzen spricht zugunsten einer biologischen Basis. Das unterschiedliche Ausmaß der Differenzen spricht dafür, dass die biologischen Unterschiede von soziokulturellen Faktoren überlagert werden. In wohlhabenderen Ländern sind die Geschlechtsunterschiede stärker ausgeprägt als in ärmeren Ländern. Frauen sind im naturwissenschaftlichen Bereich in den weniger entwickelten Ländern stärker repräsentiert als in den höher entwickelten Ländern.
Kapitel 12: Entwicklung im Kindes- und Jugendalter
12.1 Reifung und Lernen im Kindes- und Jugendalter
12.2 Rollenerwartungen im Kindes- und Jugendalter
12.3 Prüfung der universellen Gültigkeit kognitiver Entwicklungsmodelle
12.3.1 Piagets Stufenmodell der Entwicklung des kindlichen Denkens
12.3.2 Kognitive Entwicklung als gradueller Prozess
12.3.3 Kohlbergs Stufenmodell der Entwicklung des moralischen Urteils
12.3.4 Kindliche Sprachentwicklung
12.4 Leistungsverhalten im Kindes- und Jugendalter
12.5 Sozialverhalten im Kindes- und Jugendalter
12.5.1 Aggressives Verhalten
12.5.2 Prosoziales Verhalten
12.6 Fazit
12.7 Verständnisfragen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird gefragt, ob und inwieweit sich in allen Kulturen ähnliche Prinzipien der kindlichen Entwicklung entdecken lassen und inwieweit die jeweilige Kultur spezifische Bedingungen schafft, die die Entwicklung in entscheidender Weise beeinflussen. Die kognitive Entwicklung weist zumindest bis zum Ende des Kindesalters kulturelle Gemeinsamkeiten auf. So lässt die Entwicklung des analytischen, schlussfolgernden Denkens universelle Prinzipien erkennen, wenn auch die Zeitpunkte, zu denen die einzelnen Niveaus erreicht werden, sowie die Inhaltsbereiche, auf die die Kompetenzen angewandt werden können, kulturspezifisch variieren. Die auffälligsten kulturellen Unterschiede offenbaren sich in der Entwicklung des Sozialverhaltens. Das Ausmaß aggressiven Verhaltens scheint in kollektivistisch orientierten Kulturen deutlich niedriger als in individualistisch orientierten, was am ehesten durch einen kulturspezifischen Umgang mit frustrierenden Erlebnissen zu erklären ist.
Kapitel 13: Arbeitswelt
13.1 Organisationsstruktur und Organisationskultur
13.2 Arbeitseinstellung und Arbeitsmotivation
13.3 Arbeitsleistung
13.4 Führung
13.5 Entscheidungsverhalten
13.6 Arbeitsverhalten
13.6.1 Umgang mit Zeit
13.6.2 Fehlhandlungen
13.7 Gruppenarbeit
13.8 Fazit
13.9 Verständnisfragen
Zusammenfassung
Dieses Kapitel beinhaltet eine kulturvergleichende Betrachtung von typischen Themen der Arbeits- und Organisationspsychologie („Human Ressource Management“). Betrachtet werden Arbeitsmotivation, -verhalten und -leistung, Führung und Entscheidung. Die kulturvergleichende Betrachtung der Arbeitswelt lässt sowohl kulturübergreifende Ähnlichkeiten als auch kulturbedingte Unterschiede erkennen. Gemeinsamkeiten zeigen sich z. B. darin, dass sich im Führungsverhalten kulturübergreifend zwei Dimensionen herauskristallisiert haben: „Mitarbeiterorientierung“ und „Aufgabenorientierung“. Dennoch weist die Ausgestaltung der Mitarbeiterorientierung kulturspezifische Modifikationen auf: In individualistisch und durch geringe Machtdistanz geprägten Kulturen ist die Mitarbeiterorientierung eher auf Partizipation der Mitarbeiter ausgerichtet, während sie sich in kollektivistisch und durch hohe Machtdistanz geprägten Kulturen eher in der Fürsorge um die Mitarbeiter äußert.
Kapitel 14: Psychische Störungen
14.1 Kulturübergreifende versus kulturspezifische Diagnostik
14.2 Depression
14.3 Schizophrenie
14.4 Angststörungen
14.5 Selbstmord
14.6 Fazit
14.7 Verständnisfragen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel richtet sich das Augenmerk auf Verhaltens- und Erlebensweisen, die von der in einer Gesellschaft erwarteten „Norm“ so weit abweichen, dass sie als auffällig und zugleich als pathologisch (= krankhaft) gelten. Die Definition dieser Normabweichungen und deren jeweiliger Toleranzgrad sind in hohem Maße kulturabhängig. Hinsichtlich psychiatrischer Störungen lässt sich festhalten, dass bei Anwendung standardisierter Diagnosesysteme (DSM-5 und ICD-10) die entsprechenden Symptome weltweit auftreten, dass aber ihre Häufigkeit kulturell variiert. So weist die Verbreitung des jugendlichen Selbstmords starke interkulturelle Schwankungen auf. Klammert man „Selbstmordattentäter“ aus und beschränkt sich auf den „normalen“ Selbstmord, scheint es nahezu unmöglich, universell valide Risikofaktoren zu identifizieren. Am ehesten scheint noch der Grad der Religiosität als kulturübergreifender Prädiktor geeignet – in dem Sinne, dass hohe Religiosität das Selbstmordrisiko mindert.
Kapitel 15: Schlussbetrachtung
15.1 Möglichkeiten und Grenzen der Kulturvergleichenden Psychologie
15.2 Konsequenzen für eine interkulturelle Zusammenarbeit
15.3 Fazit
Zusammenfassung
Im ersten Teil dieses Kapitels wird ein Ausblick auf die Zukunft der Kulturvergleichenden Psychologie gegeben. Eine grundsätzliche Kritik besteht in dem Hinweis, dass „Kultur“ keine unausweichliche „Behandlung“ darstellt, sondern eher einen Rahmen von Handlungsmöglichkeiten absteckt, der durch die Selbststeuerung des kulturellen Angebots individuell gestaltet und eigenständig weiterentwickelt werden kann. Im zweiten Teil des Kapitels werden Konsequenzen aus der kulturvergleichenden Forschung im Hinblick auf die interkulturelle Zusammenarbeit gezogen. Es wird darauf hingewiesen, dass die im Kulturvergleich gewonnenen Erkenntnisse sich nicht ohne Weiteres auf konkrete Handlungssituationen übertragen lassen, da die handelnden Personen keine unbeteiligten Beobachter sind, sondern in einem Interaktionsprozess stehen, in den ihre Ziele, Wünsche und Erwartungen als wichtige Komponenten eingehen.