Inhalt
1 Wahrnehmung und Aufmerksamkeit
2 Von der Bewusstseinspsychologie zu den Kognitions-Neurowissenschaften
3 Die Sinne und die Sinnessysteme
4 Methoden der Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsforschung
5 Konzepte und Paradigmen der Aufmerksamkeit
6 Visuelle Aufmerksamkeit: Konzepte und Paradigmen
7 Visuelle Wahrnehmung: Farbe und Kontrast
8 Visuelle Wahrnehmung: ein sensumotorischer Prozess
9 Visuelle Wahrnehmung: Objekte, Gesichter und Szenen
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1 Wahrnehmung und Aufmerksamkeit
In diesem Kapitel definieren wir die Wahrnehmung als Gegenstand der wissenschaftlichen Psychologie und unterscheiden die objektivierbaren Repräsentationen von den nicht-objektivierbaren Empfindungen als zwei unterschiedliche Ergebnisse der Wahrnehmung. Wir führen den Begriff der Aufmerksamkeit als Selektivität ein und schließen das Kapitel mit einem kur- zen Überblick über die historische Entwicklung der Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsforschung.
2 Von der Bewusstseinspsychologie zu den Kognitions-Neurowissenschaften
In diesem Kapitel schildern wir die historische Entwicklung der wissenschaft- lichen Wahrnehmungspsychologie von ihren Ursprüngen in der Bewusstsein- spsychologie des ausgehenden 19. Jahrhunderts, über die Gestaltpsychologie, die ökologische Wahrnehmungstheorie Gibsons und die Kognitionspsycholo- gie, bis zu den gegenwärtig dominierenden Kognitions-Neurowissenschaften. Das Kapitel schließt mit einer Diskussion der aktuell ebenfalls vertretenen evolutionspsychologischen Perspektive in der Wahrnehmungspsychologie.
3 Die Sinne und die Sinnessysteme
In diesem Kapitel geben wir einen Überblick über die Sinne und die Sin- nessysteme. Wir diskutieren die Standarddefinition von Sinnen und Sin- nessystemen und beschließen das Kapitel mit einer Einführung in die wichtigsten Begriffe der Sinnesphysiologie. Dieser letzte Abschnitt erlaubt ein besseres Verständnis der Erklärungen in den Nachfolgekapiteln des vorliegen- den Buches, kann von Lesern mit Vorkenntnissen in Neurophysiologie aber gut übersprungen werden.
4 Methoden der Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsforschung
Psychologische Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsforscher argumen- tieren auf der Basis von systematischen Beobachtungen. Dafür stehen ver- schiedene Methoden zur Verfügung. Die Qualität der Methoden ergibt sich aus ihrem wesentlichen Zweck, der Replizierbarkeit: So wie gute Argumente sich nachvollziehen lassen, lassen sich überzeugende Beobachtungen repli- zieren. Im vorliegenden Kapitel erläutern wir die wichtigsten Methoden der Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsforschung: Experimente, hirnphysio- logische Methoden, mathematisch-statistische Verfahren, Blickmessung und Modellierung.
5 Konzepte und Paradigmen der Aufmerksamkeit
Eingangs des Buchs haben wir Aufmerksamkeit als Selektivität definiert. Im folgenden Kapitel schildern wir nun zunächst typische experimentelle Para- digmen und das zentrale Ergebnis dieser Experimente, das für diese Selektivi- tät spricht: die Störung der Ausführung einer Aufgabe durch das gleichzeitige Ausführen einer zweiten Aufgabe. Daran anschließend erläutern wir Broad- bents Filtermodell der Aufmerksamkeit, das eine der ersten und einflussreichs- ten Erklärungen der Aufmerksamkeit darstellt. Den Abschluss des Kapitels bilden Untersuchungen, die zeigen, dass Selektivität in Form der Störung von Aufgabenausführung manchmal ausbleibt, und führen die Unterscheidung zwischen automatischer und kontrollierter Verarbeitung ein, um zu erklären, warum manche Aufgaben auch ohne Störung durch eine Zweitaufgabe ausgeführt werden können.
6 Visuelle Aufmerksamkeit: Konzepte und Paradigmen
Ein besonderes Augenmerk wurde in der Aufmerksamkeitsforschung auf die visuelle Aufmerksamkeit gelegt. Die dabei gebildeten Erklärungen der visu- ellen Aufmerksamkeit wurden vor allem mit Hilfe von zwei experimentellen Paradigmen untersucht: dem Hinweisreizparadigma und der visuellen Suche. Wir beginnen das Kapitel mit einer kurzen Darstellung der Orientierungsreak- tion, anhand derer der Übergang von einer rein verhaltenstheoretischen Pers- pektive zum kognitionswissenschaftlichen Hinweisreizparadigma gut erläutert werden kann. Dabei verdeutlichen wir, dass sich das psychophysische Urteil von der Verhaltensbeobachtung unterscheidet, obwohl beides, Verhalten und psychophysisches Urteil, durch offen beobachtbare Reaktionen, wie Hand- oder Blickbewegungen, erfasst wird. Danach erörtern wir das Paradigma der visuellen Suche und schildern die wichtigsten Theorien zur Erklärung visu- eller Suchleistungen. Den Abschluss bildet ein kurzer Ausblick auf weitere Dimensionen visueller Selektivität.
7 Visuelle Wahrnehmung: Farbe und Kontrast
Bislang haben wir die Prinzipien der Wahrnehmung und der Aufmerksamkeit im Allgemeinen erörtert. In den nächsten beiden Kapiteln werden die dabei gewonnenen Einsichten am Beispiel der visuellen Wahrnehmung vertieft. Im vorliegenden Kapitel beginnen wir mit einem Überblick über die wichtigs- ten Charakteristika der Retina und erörtern ihre Leistungen bei der visuellen Farb- und Kontrastwahrnehmung. Danach schildern wir die wichtigste Pro- jektion der Retina zum ZNS über den Nucleus geniculatum laterale (LGN). Den Abschluss bildet ein erster Einblick in die kortikale visuelle Verarbeitung. Diese Übersicht und die Beziehungen zur visuellen Aufmerksamkeit werden wir in den folgenden Kap. 7 und 8 vervollständigen.
8 Visuelle Wahrnehmung: ein sensumotorischer Prozess
In diesem Kapitel werden wir zunächst erörtern, dass Sehen ein sensumotori- scher Prozess ist, bei dem Augenbewegungen und Reizung durch Licht zusam- menwirken, um den Seheindruck zu erzeugen. Wir werden uns außerdem mit der Rolle der Colliculi superirores für die unwillkürliche Aufmerksamkeit beschäftigen. Zum Abschluss des Kapitels schildern wir Modelle des bewuss- ten und unbewussten kortikalen Sehens, die uns verständlich machen, warum wir uns während des Sehens der daran beteiligten Augenbewegungen oft kaum gewahr sind.
9 Visuelle Wahrnehmung: Objekte, Gesichter und Szenen
Der visuelle Sinn gilt als besonders mächtig. Visuelle Wahrnehmung liefert relevante Information über einen großen räumlichen Bereich unserer Umwelt. Im Fernbereich ist der visuellen Wahrnehmung kaum eine Grenze gesetzt. So können wir Himmelskörper sehen, die Lichtjahre entfernt sind. Die Grö- ßenvariation der Umgebungsmerkmale, die der visuelle Sinn repräsentiert, ist ebenfalls groß. Die Bandbreite umfasst große Gegenstände und kleinteilige Merkmale, etwa gedruckte Wörter. Eine hohe Auflösung zeigt sich auch bei der Unterscheidung größerer Gegenstände, die weit vom Betrachter entfernt sind, z. B. Rinder auf einem gegenüberliegenden Berghang. Darüber hinaus können auch riesige Objekte, wie zum Beispiel der Mond, über sehr große Distanzen wahrgenommen werden. Zur Bildung visueller Repräsentationen analysiert das Auge das auf die Netzhaut fallende Licht. Auf diese Weise fun- giert das Auge als Schnittstelle zwischen Umwelt und Repräsentation. Wie schon in der Theorie von Gibson (1966) ausgeführt, wird das umgebende Licht vom Standpunkt des Betrachters in einem systematischen Zusammen- hang verfügbar (siehe Abschn. 2.3). Die spektrale Zusammensetzung des Lichts, die vom Auge analysiert wird, ist von unterschiedlichen Merkmalen bestimmt. Einerseits sind dies Merkmale der Oberflächen von Objekten, etwa ihre Glätte oder Farbigkeit. Andererseits sind es Merkmale, die unabhängig vom gesehenen Objekt variieren und sich im Raum zwischen Oberfläche und Auge ergeben, wie z. B. die Farbe des Umgebungslichtes.
Kap. 10 ist dem Hören gewidmet, einem aufgrund seiner Rolle für das Sprach- verstehen für die gesunde soziale Entwicklung maßgeblichen Sinn. Eingangs des Kapitels führen wir in die ersten Begriffe der Psychoakustik ein, das heißt des Teils der Psychophysik, der sich mit dem Hören beschäftigt. Dar- auf folgt eine kurze Darstellung des auditiven Systems. Den Abschluss bilden Abschnitte, die die enge Verzahnung von Hören und Gedächtnis behandeln. Die Verbindung von Hören und Gedächtnis ist für das Verstehen der sich zeit- lich erstreckenden Sprache von hoher Bedeutung und wurde daher intensiv untersucht.
Die Sinne werden zwar häufig isoliert untersucht, aber in der Regel wirken sie zusammen. In Kap. 11 schildern wir einige Beispiele für inter-modale Integra- tion und Interaktion, wie die räumliche Orientierung oder das Schmecken. Wir erörtern außerdem unterschiedliche Prinzipien, nach denen die Sinne mitein- ander interagieren (wie inter-modale Interferenz oder modale Dominanz).