Kapitel 1: Definitorische, wissenschaftstheoretische und methodische Grundlagen der Sozialpsychologie
Kapitel 2: Der Mensch als rationalisierendes Wesen: Kognitive Dissonanz und Selbstrechtfertigung
Kapitel 3: Urteilen und Entscheiden
Kapitel 4: Prosoziales Verhalten, Hilfeverhalten und Zivilcourage
Kapitel 5: Aggression
Kapitel 6: Einstellungen und Verhalten
Kapitel 7: Stereotype, Vorurteile und Rassismus
Kapitel 8: Gruppenprozesse und soziale Identität
Kapitel 9: Sozialer Einfluss
Kapitel 10: Sozialpsychologie der menschlichen Existenz: Positive Psychologie und Psychologie der Religion
Kapitel 11: Soziale Dilemmata
Kapitel 12: Soziale Neurowissenschaften: Einführung und ausgewählte Befunde
Inhalt
1.1 Definition und Geschichte der Sozialpsychologie
1.1.1 Historische Entwicklung
1.1.2 Gegenstand der Sozialpsychologie – situative oder persönliche Erklärung menschlichen Verhaltens?
1.1.3 Europäische versus amerikanische Sichtweise
1.1.4 Abgrenzung zu Nachbardisziplinen
1.2 Wissenschaftstheoretische Grundlagen
1.3 Methoden der Sozialpsychologie
1.3.1 Qualitative Methode
1.3.2 Verhaltensbeobachtung
1.3.3 Quantitative Befragungsmethode
1.3.4 Korrelationsmethode bzw. Quasi-Experiment
1.3.5 Echtes Experiment
1.4 Forschungsethik in der Sozialpsychologie
Die Sozialpsychologie befasst sich mit dem Erleben und Verhalten von Menschen in Interaktion mit ihrer Umwelt. Mithilfe unterschiedlicher wissenschaftlicher Methoden – von qualitativer Befragung bis zum echten Experiment – wird in dieser Grundlagendisziplin das Verhalten des Menschen anhand einer Stichprobe von Individuen systematisch untersucht, wobei das durchschnittliche Verhalten der einzelnen Personen als entscheidende Größe gewertet wird. Das beobachtbare Verhalten als Forschungsgegenstand beinhaltet dabei auch die Analyse von Kognitionen und Emotionen sowie den Einbezug situativer Faktoren i. S. einer interaktionistischen Sichtweise von Eigenschaften der Situation und der Persönlichkeit.
Lernziele
- Wie definiert sich die Sozialpsychologie?
- Wie grenzt sich die Sozialpsychologie gegenüber anderen sozialwissenschaftlichen Disziplinen ab?
- Welche wissenschaftstheoretische Position vertritt die Sozialpsychologie?
- Welche Methoden verwendet die Sozialpsychologie?
- Was ist der große Vorteil des Experiments?
- Welches sind die ethischen Grundlagen empirisch-psychologischer Forschung?
Kapitel 2: Der Mensch als rationalisierendes Wesen: Kognitive Dissonanz und Selbstrechtfertigung
Inhalt
2.1 Klassische Formulierung der Dissonanztheorie
2.2 Klassische Forschungsparadigmen
2.2.1 Forced-Compliance-Paradigma
2.2.2 Free-Choice-Paradigma
2.2.3 Selective-Exposure-Paradigma (selektive Informationssuche)
2.2.4 Dissonanz und Gesellschaft
2.3 Theoretische Weiterentwicklungen der Dissonanztheorie
2.3.1 Wie wird Dissonanzreduktion psychologisch vermittelt?
2.3.2 Dissonanz und selbstbezogene Inkonsistenz
2.3.3 Positives Selbstbild und kognitive Dissonanz – Mehr Schein als Sein?
Kognitive Dissonanz beschreibt in der ursprünglichen Form einen unangenehmen motivationalen Zustand, der durch die Inkongruenz zweier Kognitionen (Gedanken, Einstellungen, etc.) entsteht und bei einer Person dazu führt, dass sie diesen aversiven Zustand beseitigen möchte. Dies ist auf verschiedene Arten möglich, etwa durch die Reduktion dissonanter Informationen durch Einstellungsänderung (Forced-Compliance-Paradigma), die Aufwertung konsonanter Informationen (Free-Choice-Paradigma) oder die systematische Bevorzugung konsonanter vor dissonanter Informationen (Selective-Exposure-Paradigma). Die einflussreiche „Theorie der kognitiven Dissonanz“ von Festinger wurde jedoch revidiert bzw. weiterentwickelt und um die Faktoren der Relevanz selbstbezogener Werte sowie das Streben nach Selbstbestätigung ergänzt.
Lernziele
- Die Theorie der kognitiven Dissonanz umfassend darstellen können (klassische Formulierung, Möglichkeiten zur Dissonanzreduktion, typische Forschungsparadigmen).
- Die praktische Relevanz bzw. die Risiken individueller und kollektiver Dissonanzreduktion sowie selektiver Informationssuche aufzeigen können.
- Die Weiterentwicklungen der Dissonanztheorie wiedergeben können.
Kapitel 3: Urteilen und Entscheiden
Inhalt
3.1 Urteilsheuristiken
3.1.1 Individuelle Urteile
3.1.2 Urteile der Masse
3.2 Verzerrungen im Entscheidungsprozess
3.2.1 Ankerheuristik (»anchoring and adjustment«)
3.2.2 Verfügbarkeitsheuristik (»availability«)
3.2.3 Repräsentativitätsheuristik
3.2.4 Pseudodiagnostizität
3.2.5 Informationale Diagnostizität (Verwässerungseffekt)
3.2.6 Einfluss von Gewinn- und Verlustszenarien auf Urteils- und Entscheidungsprozesse
3.3 Motivationale Einflüsse auf Urteilsverzerrungen
Das menschliche Urteilen und Entscheiden im sozialen Kontext ist einerseits geprägt von bestimmten Bedürfnissen und Motiven – wie etwa der Suche nach selbstwertbestätigenden Daten – und anderseits bestimmten kognitiven Voreinstellungen und Beschränkungen. Entscheidungsheuristiken erleichtern das Urteilen und Entscheiden, führen aber auch zu regelhaften Fehlurteilen. Wahrnehmungseffekte, die nur von der Darstellung der Aufgabe, nicht aber ihrer Substanz abhängen, geben weiteren Aufschluss über zugrunde liegende mentale Prozesse.
Lernziele
- Den Begriff Urteilsheuristiken erklären und die verschiedene Arten von Heuristiken beschreiben können.
- Die psychologische Funktion von Urteilsheuristiken darstellen können.
- Den Unterschied zwischen kognitiven und motivationalen Ursachen für Urteilsverzerrungen erläutern können.
- Die Grundannahmen der Prospekttheorie benennen können.
Kapitel 4: Prosoziales Verhalten, Hilfeverhalten und Zivilcourage
Inhalt
4.1 Grundlegende Definitionen
4.2 Situative Faktoren prosozialen Verhaltens
4.2.1 Bystander-Effekt
4.3 Persönlichkeit und prosoziales Verhalten – Altruismus und Empathie
4.3.1 Empathie-Altruismus-Hypothese
4.3.2 Kritische Anmerkungen zur Empathie-Altruismus-Hypothese
4.4 Weitere psychologische Erklärungsansätze für prosoziales Verhalten
4.4.1 Evolutionspsychologische bzw. biologische Perspektive
4.4.2 Theorie des sozialen Austausches: Kosten-Nutzen-Analyse
4.4.3 Verantwortungsattribution
4.4.4 Zivilcourage, Heldentum und gesellschaftliche Verantwortung
4.5 Zu viel des Guten? Pathologischer Altruismus
Prosoziales Verhalten ist ein Überbegriff für viele verschiedene Verhaltensweisen, die anderen Menschen nützen oder einen Vorteil bringen, wie z. B. Spendenverhalten, zivilcouragiertes Verhalten oder Hilfeverhalten. Besonders einflussreich waren in diesem Bereich Forschungen zum Bystander-Effekt. Dieser besagt, dass die individuelle Bereitschaft zu einer Hilfeleistung mit zunehmender Anzahl anwesender Personen (Bystander) substanziell abnimmt. Erklärt wird dieser Effekt überwiegend durch drei distinkte Prozesse: Diffusion von Verantwortung, Pluralistische Ignoranz und Bewertungsangst. Neben evolutionären Überlegungen wird prosoziales Verhalten häufig auch auf Basis der Austauschtheorie/ökonomischen Theorie beschrieben und erklärt. Klassische Forschungen konnten zudem zeigen, dass die Entscheidung zu helfen (oder nicht) bestimmten psychologischen Gesetzmäßigkeiten folgt und gut mittels eines sequenziellen Stufenmodells beschrieben werden kann. Am Ende des Kapitels stellen wir die wichtigsten neueren Forschungen zu zivilcouragiertem Verhalten vor, v. a. weil diese teilweise von den Befunden zu klassischem Hilfeverhalten abweichen bzw. durch andere psychologische Prozesse erklärt werden können.
Lernziele
- Die Begriffe "Hilfeverhalten", "prosoziales Verhalten", "Zivilcourage" und "Altruismus" erklären und voneinander abgrenzen können.
- Den Bystander-Effekt mit zugehörigem Prozessmodell beschreiben können.
- Die Empathie-Altruismus-Hypothese sowie die klassische Studie hierzu erläutern können.
- Weitere Erklärungsansätze zu prosozialem Verhalten kennen.
- Wissenschaftliche Erkenntnisse zu prosozialem Verhalten in die wirkliche Welt umsetzen können.
Inhalt
5.1 Grundlagen von Aggression
5.1.1 Definition
5.1.2 Arten von Aggression
5.2 Verschiedene psychologische Erklärungsansätze für Aggression
5.2.1 Triebtheoretischer Ansatz
5.2.2 Biologischer Ansatz
5.2.3 Frustrations-Aggressions-Hypothese
5.2.4 Soziokognitiver Ansatz
5.3 Fazit: Wie kann Aggression in der Gesellschaft reduziert werden?
Aggression ist ein Problem für Gesellschaften, seitdem es Menschen gibt. Zum einen ist aggressives Verhalten ein evolutionäres Verhaltenskonzept, das die Durchsetzungsstärke und somit das Überleben von Menschen fördern kann, zum anderen ist diese menschliche Eigenschaft Urheber von unendlichem Leid und unglaublicher Grausamkeit über die gesamte Menschheitsgeschichte hinweg. Im folgenden Kapitel stellen wir biologische und sozial-kognitive Determinanten aggressiven Verhaltens dar und beleuchten auch genauer die kognitiven und affektiven Begleiterscheinungen von Aggression. Wir gehen dezidiert auf den biologischen Ansatz, triebtheoretischen Ansatz, Frustrations-Aggressions-Hypothese sowie lerntheoretische Theorien zu Erklärung von aggressivem Verhalten ein. Schließlich beleuchten wir das scheinbare Problem aggressiver Medien und leiten praktische Interventionen ab, wie Aggression in unserer Gesellschaft insgesamt reduziert werden kann.
Lernziele
- Aggression definieren und die verschiedenen Arten von Aggression benennen können.
- Verschiedene Erklärungsansätze für Aggression widergeben können.
- Die Frustrations-Aggressions-Hypothese erklären können.
- Den Einfluss medialer Gewalt in Zusammenhang mit Aggression darstellen können.
- Anwenden wissenschaftlicher Erkenntnisse, um Aggression in der wirklichen Welt zu reduzieren.
Kapitel 6: Einstellungen und Verhalten
Inhalt
6.1 Definitionen und Grundlagen
6.1.1 Was versteht man unter Einstellungen?
6.2 Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten
6.2.1 Theorie des geplanten Verhaltens
6.2.2 Gemischte Befundlage
6.2.3 Einflussfaktoren auf den Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten
6.3 Entstehung von Einstellungen
6.3.1 Einstellungen durch Kommunikation und Überzeugung
6.3.2 Erlernen von Einstellungen
6.3.3 Selbstwahrnehmungstheorie
6.4 Veränderung von Einstellungen
6.4.1 Einstellungsänderung als Rationalisierung von Verhalten
6.4.2 Zwei-Prozess-Modelle
6.5 Abschließende Bemerkungen
Der Zusammenhang zwischen Einstellungen und Verhalten ist lange überschätzt worden. Häufig zeigen wir trotz bestimmter bewusster Einstellungen Verhalten, das in eine ganz andere Richtung geht. Die Theorie des geplanten Verhaltens ist nicht zuletzt deshalb so weitreichend bekannt geworden, da sie empirisch zeigen konnte, dass Verhaltensvorhersagen dann wesentlich besser werden, wenn wir neben der subjektiven Einstellung einer Person auch Informationen darüber haben, was die Peer-Gruppe einer Person über dieses Verhalten denkt (sozialer Einfluss) und ob die betreffende Person entsprechendes Verhalten auch tatsächlich zeigen kann (unmittelbare Verhaltenskontrolle). Diese drei Variablen sagen die spezifische Verhaltensintention vorher, d. h. wie häufig jemand darüber nachdenkt, einstellungskongruentes Verhalten zu zeigen. Je häufiger diese Verhaltensintention reflektiert wird, umso wahrscheinlicher wird tatsächliches einstellungskongruentes Verhalten gezeigt. Im vorliegenden Kapitel gehen wir zudem darauf ein, wie Einstellungen entstehen (biologische Grundlagen, Lernprozesse) und wie diese im Rahmen von komplexeren Zweiprozess-Modellen wie das Elaboration-Likelihood-Modell (ELM) und Heuristisch-Systematische Modell (HSM) eingeordnet und verändert werden können.
Lernziele
- Den Begriff "Einstellungen" definieren können.
- Den Zusammenhang zwischen Einstellung und Verhalten beschreiben können (klassische Studie von La Piere, Theorie des geplanten Verhaltens, Moderatoren).
- Möglichkeiten zur Einstellungsänderung aufzeigen können.
Kapitel 7: Stereotype, Vorurteile und Rassismus
Inhalt
7.1 Vorbemerkungen
7.1.1 Begriffsbestimmung
7.2 Vorurteile in Mensch und Gesellschaft
7.2.1 Die vorurteilende Person
7.2.2 Gesellschaftliche Trends
7.3 Messung von Stereotypen und Vorurteilen
7.3.1 Bogus Pipeline
7.3.2 Verdeckte Beobachtung
7.3.3 Erfassung physiologischer Reaktionen
7.3.4 Messung impliziter Assoziationen
7.4 Aktivierung und Anwendung von Stereotypen
7.4.1 Automatische Aktivierung vs. bewusste Regulierung von Stereotypen
7.4.2 Die Folgen der Unterdrückung stereotyper Gedankeninhalte
7.4.3 Andere Wege zur Abschwächung von Vorurteilen
7.5 Aversiver Rassismus – Wollen und Tun sind zweierlei
7.6 Stereotype Threat – Bedrohung durch Stereotype
7.6.1 Definitorische Grundlagen
7.6.2 Prozessklärung – Wie kommt es vom Stereotyp zu Leistungseinbußen?
7.6.3 Abschließende Bemerkungen und theoretische Implikationen
Im Kontext der sozialen Wahrnehmung können Verallgemeinerungen bzw. die Zuordnung von Personen zu bestimmten Gruppen mit entsprechender Merkmalszuschreibung im Alltag dabei helfen, die komplexe Umwelt subjektiv zu strukturieren. Stereotype beziehen sich dabei auf die kognitive Ebene und können sowohl positiv, neutral als auch negativ sein, während bei Vorurteilen die negative emotionale Komponente im Vordergrund steht. Die fatalen Folgen der Entstehung und Anwendung von Stereotypen und Vorurteilen sind u. a. im Rahmen von Diskriminierung, aversivem Rassismus sowie selbstbezogenen Leistungsdefiziten (stereotype threat) sichtbar. Die Existenz von Stereotypen und Vorurteilen lässt sich mittels indirekter/impliziter Verfahren messen.
Lernziele
- Die Begriffe Stereotyp, Vorurteil und Diskriminierung definieren und voneinander abgrenzen können.
- Verschiedene Methoden zur Messung von Stereotypen/Vorurteilen darstellen können.
- Unter Bezugnahme des "aversiven Rassismus" die geschichtliche Entwicklung von Stereotypen und Vorurteilen darlegen können.
- Das Phänomen des "Stereotype Threat" anhand der zugrunde liegenden Prozesse erklären können.
Kapitel 8: Gruppenprozesse und soziale Identität
Inhalt
8.1 Theorie der sozialen Identität
8.1.1 Grundlegende Annahmen der Theorie der sozialen Identität (social identity theory; SIT)
8.1.2 Interaktionsformen zwischen Gruppen
8.1.3 Anwendungsbereiche der Theorie der sozialen Identität
8.2 Selbstkategorisierungstheorie
8.2.1 Wahrnehmung sozialer Identität
8.2.2 Wie werden wir Mitglied einer Gruppe?
8.3 Psychologie der Masse
8.3.1 Die Psychologie der Masse nach Le Bon
8.3.2 Freud und weitere massenpsychologische Konzeptionen
8.4 Ambivalenz von Gruppen
8.4.1 Positive Merkmale von Gruppen
8.4.2 Negative Merkmale von Gruppen
8.5 Verbesserung der Intergruppenbeziehungen
8.5.1 Kontakthypothese
8.5.2 Weiterentwicklungen der Kontakthypothese
Im menschlichen Miteinander spielen Gruppen eine bedeutende Rolle. Menschen pflegen nicht nur ihr Selbstbild im Sinne ihrer persönlichen Identität, sondern definieren sich auch durch Angehörigkeit zu sozial relevanten Gruppen oder Kategorien. Die Theorie der Sozialen Identität beschreibt viele der psychologischen Prozesse, die Individuum und Gruppe aneinander binden. Insbesondere zeigt diese Theorie, wie und warum Gruppen in Konflikt geraten. Andere Theorien, z. B. „groupthink“ oder die Theorie der sozialen Erleichterung befassen sich mit Prozessen der Kommunikation und Leistungsbereitschaft innerhalb von Gruppen. Schließlich werden auch heute wieder Ideen aus der klassischen Massenpsychologie aufgegriffen.
Lernziele
- Die Grundannahmen der Theorie der sozialen Identität sowie der Selbstkategorisierungstheorie darlegen können.
- Moderne Theorien zur Psychologie der Masse den Vorstellungen Le Bons und Freuds gegenüberstellen können.
- Die Ambivalenz von Gruppen anhand positiver und negativer Gruppenmerkmale aufzeigen können.
- Typische Befunde zum Eigen- und Fremdgruppenverhalten sowie Möglichkeiten zur Verbesserung der Intergruppenbeziehungen nennen können.
Inhalt
9.1 Forschung zum sozialen Einfluss
9.2 Normativer und informativer sozialer Einfluss
9.2.1 Normativer Sozialer Einfluss: Die Asch-Experimente (1951, 1956)
9.2.2 Informationaler sozialer Einfluss: Die Sherif-Studien (1935)
9.3 Das Milgram-Experiment
9.3.1 Moderatoren des Milgram-Effekts
9.3.2 Warum tritt der Milgram-Effekt auf?
9.3.3 Bedeutung des Milgram-Experiments
9.4 Einfluss von Minderheiten
9.5 Abschließende Bemerkungen
Eine zentrale Frage der Sozialpsychologie ist, wann und warum sich Menschen sozialem Einfluss beugen. Oft sind Einflussphänomene erstaunlich in ihrer Stärke und bedenklich in ihren Auswirkungen. Klassische und neue Experimente zur sozialen Konformität und zum Gehorsam gegenüber Autorität zeichnen ein differenziertes Bild, das die Menschen nicht unbedingt als passive Opfer dieser Einflüsse darstellt. Gegenläufige Effekte, wie der Einfluss von resoluten Minderheiten auf Gruppenentscheidungen, bezeugen die Vielschichtigkeit des Verhaltens einzelner in der Gruppe.
Lernziele
- Den Begriff "sozialer Einfluss" definieren und die verschiedenen Arten sozialen Einflusses erklären können.
- Den Unterschied zwischen normativem und informativem sozialen Einfluss anhand von klassischen Forschungsbeispielen darlegen können.
- Das Milgram-Experiment darstellen und in einen theoretischen Kontext einordnen können.
- Erklären können, über welchen psychologischen Prozess Minderheiten Einfluss ausüben.
Inhalt
10.1 Religion und Gesundheit
10.1.1 »Always look on the bright side of life« – Positive Psychologie und Coping
10.1.2 Religion und Coping
10.2 Bewältigung kollektiver Bedrohungen und Religion: Terrorismus als Spezialfall belastender Lebensumstände – Dient auch hier Religiosität als Resilienzfaktor?
10.2.1 Religion und Coping im Kontext von Terrorismus
10.2.2 Terrormanagement
10.3 Religion doch nicht nur als »the bright side of life«?
10.3.1 Religion im Gruppenkontext – Abwertung der Fremdgruppe
10.3.2 Religiöser Terrorismus und Fundamentalismus
10.3.3 Berufung auf religiöse Schriften – Zuschreibung von Autorität auf geistliche Texte
10.3.4 Aggression gegenüber Gott
10.4 Abschließende Überlegungen
Alle Menschen befinden sich eigentlich in einer vollkommen unkontrollierbaren Situation. Wir wissen nicht, woher wir kommen und wohin wir gehen werden. Zudem ist uns aufgrund der außerordentlichen Leistungsfähigkeit des menschlichen kognitiven Systems bewusst, dass wir irgendwann sterben werden. Um diesem Gefühl der Unkontrollierbarkeit ein Stück weit zu entkommen, haben sich im Laufe der evolutionären Entwicklung unseres kognitiven Systems Mechanismen herausgebildet, die uns helfen, Kontrolle in der Unkontrollierbarkeit zu erleben bzw. zu konstruieren, wie z. B. Resilienz, Optimismus und Hoffnung („Grundzutaten“ der positiven Psychologie). Auch religiöse Vorstellungen lassen sich plausibel auf dieses menschliche Bedürfnis nach Kontrollierbarkeit zurückführen. Forschungen zum Terror Management-Effekt (Mortalitätssalienz) zeigen dies konsistent. Im vorliegenden Kapitel wird zudem darauf eingegangen, wie Menschen mit kritischen Lebenssituationen fertig werden (Coping) und welche positiven wie negativen Effekte religiöse Vorstellungen auf das Erleben und Verhalten von Menschen haben können.
Lernziele
- Das Konzept Religiosität erklären können (Unterscheidung zwischen intrinsischer und extrinsischer Religiosität, Messung von Religiosität etc.).
- Die Rolle von Religiosität in Zusammenhang mit psychischer und physischer Gesundheit bzw. Copingverhalten darstellen können.
- Die Wirkung von Religiosität unter terroristischer Bedrohung bzw. Mortalitätssalienz beschreiben können.
- Aufzeigen können, inwiefern Religiosität auch negative Auswirkungen haben kann.
Inhalt
11.1 Vom Urteilen über das Entscheiden zum strategischen Handeln
11.1.1 Aspekte des Urteilens
11.1.2 Aspekte des Entscheidens
11.2 Soziale Dilemmata
11.2.1 Gefangenendilemma
11.2.2 Gib-was-Dilemma (Beitragsdilemma)
11.2.3 Nimm-was-Dilemma (Nutzungsdilemma)
11.3 Lösungsversuche
11.3.1 Gewissen
11.3.2 Kontext
11.3.3 Wiederholung der Dilemmaspiele
11.4 Perspektivenübernahme
11.5 Zurück zum Leviathan
11.6 Freiwillige vor: Das Freiwilligendilemma
11.7 Vom Abwehrmechanismus zum Hoffnungsträger: Soziale Projektion
11.8 Ausblick
Das Wechselspiel von Menschen in Gruppen ist oft von Konflikten geprägt. Die mathematische Spieltheorie beschreibt viele solcher Situationen, wie etwa das Gefangenendilemma, greift aber psychologisch zu kurz: Denn Menschen koordinieren ihr Verhalten und kooperieren wesentlich besser miteinander, als man aus einer rein wirtschaftlich-rational geprägten Sichtweise heraus vermuten würde. Absprachen, soziale Kontrollen, wiederholte Begegnungen und sogar Egozentrismus tragen zur erfolgreichen Kooperation bei. Trotzdem bleiben grundlegende Risiken bestehen. Individuen können ausgebeutet werden und Kollektive können zusammenbrechen.
Lernziele
- Die Besonderheiten des "sozialen" Urteilens und Entscheidens darstellen können.
- Soziale Dilemmata definieren und verschiedene Formen nennen können.
- Strategien zur Erhöhung der Kooperationsbereitschaft beschreiben können.
- Die Rolle der strategischen Perspektivenübernahme in Bezug auf soziale Dilemmata erläutern können.
Kapitel 12: Soziale Neurowissenschaften: Einführung und ausgewählte Befunde
Inhalt
12.1 Grundlagen
12.1.1 Begriffsbestimmung
12.1.2 Methodische Herangehensweise
12.2 Ausgewählte Befunde aus dem Bereich der sozialen Neurowissenschaften
12.2.1 Das Selbst
12.2.2 Soziale Wahrnehmung
12.2.3 Ausgewählte Bereiche der sozialen Wahrnehmung
12.3 Abschließende Bemerkungen
Die moderne Sozialpsychologie beschäftigt sich auch mit den neuronalen Grundlagen sozialpsychologischer Phänomene, was im Rahmen der sozialen Neurowissenschaften mittels neurowissenschaftlicher Methodik erfolgt. Vorwiegend werden hierzu EEG- und fMRT-Studien durchgeführt, in denen die Aktivität bestimmter Nervenzellen gemessen bzw. die Anatomie und Aktivierung von Hirnarealen zur Klärung klassischer sozialpsychologischer Phänomene bestimmt wird. So gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Studien, die auf mitunter kreative Art und Weise u. a. soziale Wahrnehmung, Empathie, Theory of Mind oder prosoziales Verhalten erforschen und beispielsweise zeigen, dass Hilfeverhalten mit einer Aktivität der anterioren Insula einhergeht (Hein et al., 2010).
Lernziele
- Das Feld "Social Neuroscience" thematisch eingrenzen und seine wesentlichen Ziele beschreiben können.
- Die technischen Grundlagen der funktionellen Magnetresonanztomografie erklären können.
- Befunde zur Verarbeitungselbstbezogener Information nennen können.
- Die Konstrukte Theory of Mind und Empathiebeschreiben können.
- Neuronale Unterschiede zwischen Eigen- und Fremdgruppe in Bezug auf Empathie und prosoziales Verhalten darstellen können.