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Begriff Erklärung
Reifung

Reifung ist die gengesteuerte Entfaltung biologischer Strukturen und Funktionen. Die spezifischen organischen Veränderungen machen neue, spezifische Fähigkeiten möglich. Sie werden dann auf Reifung zurückgeführt, wenn sie universell in einer Altersperiode auftreten und weitgehend ohne Lernen stattfinden. Zum biologischen Erbe zählen z. B. das körperliche Wachstum, die motorische Entwicklung, die Sprachentwicklung, Denken und Gedächtnis.

Reifestand

Der Reifestand ist die emotionale, kognitive und biologische Voraussetzung für den Erwerb bestimmter Fähigkeiten.

Sensible Phase

Die sensible Phase, auch als Zeitfenster bezeichnet, ist eine Phase, in der bestimmte Erfahrungen besonders große Auswirkungen auf den Menschen haben, weil genau in dieser Zeitspanne die Empfänglichkeit für diese bestimmte Erfahrung sehr hoch ist (Trautner, 2007, S. 117).

Deprivation

Im Zusammenhang mit kindlicher Entwicklung meint Deprivation das Fehlen von notwendigen Umweltbedingungen für eine gute Entwicklung. Dazu zählen kognitive und soziale Anregungen, emotionale Zuwendung, Behütet- und Beschütztwerden und die Befriedigung der körperlichen Grundbedürfnisse Essen, Trinken, Wärme und Schlaf. Deprivation ist in der Regel die Folge schwerster Vernachlässigung, die zusätzlich häufig mit Misshandlung einhergeht.

Sozialisation

Sozialisation ist Prozess und Ergebnis der Entwicklung von Individuen in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten sozialen und materiellen Umwelt. Sozialisation vollzieht sich im Wechselspiel von Anlage und Umwelt (vgl. Hurrelmann & Bauer, 2019, S. 21).

Erziehung

Erziehung ist die soziale Interaktion zwischen Menschen, bei der ein Erwachsener planvoll und zielgerichtet versucht, bei einem Kind unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und der persönlichen Eigenart des Kindes erwünschtes Verhalten zu entfalten oder zu stärken. Erziehung ist ein Bestandteil des umfassenden Sozialisationsprozesses; der Bestandteil nämlich, bei dem von Erwachsenen versucht wird, bewusst in den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern einzugreifen mit dem Ziel, sie zu selbstständigen, leistungsfähigen und verantwortungsvollen Menschen heranzuziehen (vgl. Hurrelmann, 1994).

Entwicklung

Entwicklung heißt Veränderung und ist ein lebenslanger Prozess. Die Veränderungen resultieren aus dem Zusammenspiel von Umwelt, Anlage und dem aktiv handelnden Individuum. Entwicklungspsychologie beschreibt und erklärt diese Entwicklungsprozesse. Menschen entwickeln sich in verschiedenen Bereichen: kognitiv, emotional, sozial, körperlich und in unterschiedliche Richtungen. Entwicklung unter der Lebenslaufperspektive zu betrachten bedeutet auch, bei jedem Entwicklungsaspekt immer Gewinne (Wachstum) und Verluste (Abbau) zu betrachten.

Entwicklungsaufgabe

Unter einer Entwicklungsaufgabe werden prototypische Anforderungen oder Lernaufgaben verstanden, die in einer bestimmten Lebensphase zu bewältigen sind. Ihre Bewältigung setzt individuelle Entwicklung in Gang und treibt sie voran. Neue Orientierungen und der Aufbau von Strukturen werden möglich, so dass das Individuum eine weitere Entwicklungsstufe erreicht.

Fremdeln

Fremdeln bezeichnet eine verstärkte Zurückhaltung gepaart mit Angst und Misstrauen fremden Menschen gegenüber. Der Anblick der fremden Person löst das Suchen von Nähe zu vertrauten Personen aus (Elsner & Pauen, 2012, S. 177). Es tritt normalerweise um den 8. Lebensmonat auf. Das Fremdeln ist ein wichtiger Schritt in der Persönlichkeitsentwicklung, weil es zeigt, dass eine Bindung zu vertrauten Personen entstanden ist.

Bindung

Bindung ist das gefühlsmäßige Band, das zwei Personen zueinander geknüpft haben und welches sie über Zeit und Raum miteinander verbindet (John Bowlby, 1984). Sie ist eine enge und überdauernde emotionale Beziehung, die nicht ohne weiteres auswechselbar ist.

Elterliche Feinfühligkeit

Elterliche Feinfühligkeit ist das zentrale Bestimmungsstück für die Entwicklung einer sicheren Bindung des Kindes zur Bezugsperson.

Emotionsregulation

Emotionsregulation oder Emotionskontrolle ist eine wichtige Kompetenz und bezeichnet das Bemühen eines Individuums, seine negativen Emotionen zu beherrschen. Man unterscheidet intrapsychische und interpsychische Regulation. Mit intrapsychischer Regulation ist die eigenständige Emotionsregulation gemeint; die interpsychische Regulation umfasst Bemühungen, an denen andere Personen unterstützend mitwirken. Ziel der Emotionsregulation ist es, eine handlungsförderliche Emotionslage herzustellen und beeinträchtigende Gefühle abzustellen. Zu den Techniken der Emotionskontrolle gehören etwa Antizipationen, in denen angenehme Gefühle bei Zielerreichung bzw. unangenehme Gefühle bei Handlungsvermeidung gedanklich vorweggenommen werden, sowie die Fähigkeit, Nervosität und Angst abzubauen (Eisenberg et al., 1996). Beim Säugling geschieht das z. B. durch Nuckeln am Daumen oder an einem anderen Gegenstand. Auf diese Weise kann er Unlustgefühle wie Hunger oder Einsamkeit eine Zeitlang ertragen.

Spielfeinfühligkeit

Spielfeinfühligkeit bedeutet, das Kind zum Selber-Machen zu ermutigen, es unauffällig zu unterstützen, mit dem Kind zu kooperieren, die Werke und Taten des Kindes aufzuwerten, es zu loben, wenn es etwas neu kann, etwas vorzumachen, was das Kind begreifen kann, erreichbare Ziele zu setzen, angemessene Verhaltensregeln zu erwarten und einzufordern.

Gerontologie

Die Lehre vom Älterwerden des alten Menschen wird als Gerontologie bezeichnet. Als ein Teilgebiet der Entwicklungspsychologie beschäftigt sie sich mit der Beschreibung, Erklärung und Veränderung von körperlichen, psychischen, sozialen, historischen und kulturellen Aspekten des Alterns und Alters, einschließlich der Analyse von altersrelevanten Umwelten und sozialen Institutionen (Baltes & Baltes, 1992).

Alter und Altern

Altern ist ein lebenslanger Entwicklungsvorgang. Er ist ein Veränderungsprozess zentraler Bereiche, aus dem relativ überdauernde Veränderungen im Erleben und Verhalten resultieren. Er verläuft multidirektional, multidimensional und multifaktoriell. Bei der Erforschung des Alterns des älteren Menschen wird weniger nach universellen Gesetzmäßigkeiten als vielmehr nach der Erklärung unterschiedlicher Altersverläufe und Altersformen gesucht (Kruse, 2011; Thomae, 1983). Der ältere Mensch ist nicht Spielball der Umstände, sondern kann seinen Altersprozess aktiv mitbestimmen, er hat die Chance zum konstruktiven Altern (Faltermaier et al., 2014, S. 168).
Das Alter ist eine Zeitspanne im individuellen Lebenslauf (a a. O., S. 230) und beginnt mit ca. 60 Jahren.

Kognitive Kontrolle

Mit kognitiver Kontrolle sind übergeordnete kognitive Prozesse gemeint, die sensorische, motorische, emotionale und kognitive Prozesse in Gang setzen und beeinflussen. Das Ziel ist eine optimale Anpassung an die Umwelt.

Optimierung durch Selektion mit Kompensation

Optimierung bedeutet, die noch zur Verfügung stehenden Ressourcen optimal einzusetzen und zu trainieren.
Beispiel: Man zieht mit Absicht jeden Morgen die Schuhe an, obwohl Hausschlappen auch reichen würden. Das Anziehen der Schuhe dient dem Training der Gelenkigkeit (Bücken) und der Feinmotorik (Schnüren).

Selektion bedeutet eine wohlüberlegte Auswahl und Spezifizierung von Vorhaben aus den vorhandenen Lebensmöglichkeiten, die mit den vorhandenen eigenen Möglichkeiten noch zu verwirklichen sind.
Beispiel: Man wählt aus der Vielzahl an Spazierwegen nur noch solche aus, die asphaltiert sind und/oder solche, die in regelmäßigen Abständen mit Bänken ausgestattet sind.

Kompensation bedeutet, dass nicht mehr vorhandene Fähigkeiten durch andere Fähigkeiten oder Hilfsmittel kompensiert werden.
Beispiel: Es werden Hilfsmittel wie etwa Einkaufszettel, Sehhilfen, ein Rollator oder ein Gehstock benutzt.

Behaviorismus

Behaviorismus bezeichnet ein Forschungsparadigma in der Psychologie, das das Verhalten von Tieren und Menschen über Beobachtung von äußerem Verhalten erklären will. Auf introspektive Methoden und den Einbezug innerlicher Vorgänge (wie Gedanken, Emotionen, Motivationen) wird in den Erklärungen verzichtet.

Klassische Konditionierung

Bei der klassischen Konditionierung wird ein neutraler Reiz gleichzeitig mit einem affektiv (emotional) bedeutsamen Reiz dargeboten, der eine „natürliche“ (unkonditionierte) Reaktion auslöst. Dadurch wird dieser neutrale Reiz künftig mit dem unkonditionierten Reiz assoziiert und löst in vielen Fällen ebenfalls diese Reaktion aus.

Operante Konditionierung

Bei der operanten Konditionierung werden Reiz-Reaktions-Muster auf der Basis von spontan gezeigtem Verhalten gelernt, wodurch die Auftretenswahrscheinlichkeit von Verhaltensweisen erhöht oder reduziert wird.

Chunking

Beim Chunking (Bündelung) werden Einheiten aus mehreren Elementen gebildet, um diese abzuspeichern. So kann der Umfang an abgespeicherten Daten stark erhöht werden.

Autonomes Nervensystem

Das autonome Nervensystem weist drei anatomisch und funktionell abgrenzbare Teilsysteme auf:
• sympathisches Nervensystem (Sympathikus),
• parasympathisches Nervensystem (Parasympathikus),
• enterisches Nervensystem (Darmnervensystem).

Biofeedback

Biofeedback beinhaltet eine Rückmeldung der Aktivität physiologischer Vorgänge in Form von Signalen optischer, akustischer oder anderer Art mit dem Ziel, die eigene bewusste Steuerung scheinbar autonomer körperlicher und seelischer Vorgänge zu ermöglichen (Casper, 2017).

Konfirmatorischer Bias

Ein konfirmatorischer Bias (kognitive Verzerrung) beinhaltet den Umstand, dass Informationen, die mit den eigenen Erwartungen und Meinungen übereinstimmen, die Wahrnehmung in eine bestimmte Richtung lenken können und auch leichter in Erinnerung bleiben als hiermit nicht übereinstimmende Informationen (Cohen, 1981).

Heuristiken

Heuristiken sind Urteilstechniken, die zu einer Verringerung der Komplexität von zu bewältigenden Aufgaben beitragen (vgl. Kahneman & Tversky, 1973). Heuristiken beinhalten Wahrscheinlichkeitsabschätzungen (vgl. Kahneman et al., 1982). Sie können als im Laufe des Lebens angeeignete Faustregeln betrachtet werden, die eine schnelle Entscheidungsfindung ermöglichen.

Priming

Priming bedeutet die Aktivierung von Gedächtnisinhalten, die mit kognitiven oder affektiven (emotionalen) Schemata assoziativ verknüpft sind. Reize, die diese Aktivierung auslösen, werden als Prime bezeichnet. „Als Ursache wird die neuronale Aktivitätsausbreitung assoziativer Netzwerke gesehen, bei denen Begriffe oder Affekte als Knoten fungieren, die verschiedene Linien miteinander verbinden.“ (Fischer & Wiswede, 2009, S. 226)

Aufmerksamkeit

Aufmerksamkeit ist ein Zustand konzentrierter Bewusstheit, begleitet von einer Bereitschaft, auf Stimulationen zu reagieren. Es ist gewissermaßen die Brücke, über die Informationen aus der äußeren Welt in die subjektive Welt des Bewusstseins gebracht werden, sodass die Person ihr Handeln darauf einstellen kann (vgl. Carver & Scheier, 1991).

Automatisierung

Automatisierung bedeutet, dass man die kognitive (zunächst stärker Aufmerksamkeit beanspruchende) Komponente einer Aufgabe „so trainiert hat, dass die Aufgabe nur wenig oder keinen Denkaufwand mehr erfordert“ (Anderson, 2013, S. 70).

Motivation

„Motivation wird gewöhnlich definiert als interner Zustand, der Verhalten aktiviert, die Richtung des Verhaltens vorgibt und es aufrechterhält“ (Woolfolk, 2008, S. 451).
Nach Rheinberg (2004) ist Motivation definiert als „aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzuges auf einen positiv bewerteten Zielzustand“ (S. 15).

Intrinsische Motivation

Wunsch oder Absicht, eine Handlung auszuführen, weil die Handlung selbst als interessant, spannend oder auf eine bestimmte Weise zufriedenstellend erscheint. Der Anreiz zu handeln liegt hier in der Tätigkeit selbst (Deci & Ryan, 1985; Schiefele & Streblow, 2005).

Extrinsische Motivation

Wunsch oder Absicht, eine Handlung auszuführen, um positive Folgen herbeizuführen oder negative Konsequenzen zu vermeiden (Schiefele & Streblow, 2005).

Lern- und Leistungszielorientierung

Eine Lernzielorientierung beinhaltet den Wunsch, seine Kompetenzen zu erweitern. Hierbei steht der persönliche Wissens- und Fähigkeitszuwachs im Mittelpunkt. Eine Leistungszielorientierung beinhaltet den Wunsch nach bestmöglicher Aufgabenerledigung und Anerkennung der Leistung durch andere.

Korrumpierungseffekt

Der Korrumpierungseffekt bezieht sich auf den Umstand, dass eine ursprünglich vorhandene intrinsische Motivation durch Anreize im Sinne der extrinsischen Motivation geschwächt wird (Rudolph, 2013).

Klinische Psychologie

Die Klinische Psychologie erforscht die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen sowie körperlicher Störungen, bei denen psychische Faktoren eine bedeutsame Rolle spielen. Zur Klinischen Psychologie gehören auch die Diagnostik der Störungen sowie die Entwicklung und Durchführung psychotherapeutischer Behandlungen. Außerdem entwickelt sie Programme zur Vorbeugung psychischer Erkrankungen (Prävention) und zur Rehabilitation. Die Klinische Psychologie untersucht die Verbreitung psychischer Erkrankungen in der Bevölkerung (Epidemiologie) und untersucht und bewertet (evaluiert) das Ausmaß an Gesundheitsversorgung eines Staates (Baumann & Perrez, 2005, S. 32).

Psychische Störung

Psychische Störungen sind ein Verhaltensmuster einer Person, das mit Leiden oder Beeinträchtigungen in wichtigen Lebensbereichen einhergeht. Die Beeinträchtigungen können mit dem Risiko zu sterben, mit Schmerzen und dem Verlust an Freiheit einhergehen. Bei der betroffenen Person ist eine Funktionsstörung auf der Verhaltens-, der biologischen und/oder der psychischen Ebene zu beobachten. Normabweichendes Verhalten auf religiöser, sexueller oder politischer Ebene oder Konflikte anderer Art mit der Gesellschaft sind keine psychischen Störungen (Wittchen & Hoyer, 2011a, S. 9).

Symptom und Syndrom

Ein Symptom ist ein einzelnes Anzeichen einer Erkrankung. Symptome psychischer Erkrankungen können beispielsweise ein Gefühl (z. B. Niedergeschlagenheit), ein Verhalten (im Bett liegen bleiben), eine Wahrnehmung (z. B. Stimmen hören, obwohl niemand spricht) oder einen Gedanken (übertriebene Sorge oder Suizidgedanken) betreffen.
Ein Syndrom ist das gleichzeitige Vorliegen mehrerer Symptome. So sind z. B. depressive Verstimmung, Schlafstörungen, Suizidgedanken und Konzentrationsprobleme allesamt Symptome des Syndroms einer Depression. Die depressive Verstimmung ist also ein Symptom, die Depression ist ein Syndrom.

Stigma

Ein Stigma ist ein Makel. Es ist ein negativ besetztes, auffälliges Merkmal, welches die Person, die damit behaftet ist, aus der Gesellschaft ausgrenzt. Ein Stigma kann sich durch eine Etikettierung verfestigen: Die Person bekommt eine einzige Eigenschaft zugeschrieben und wird auf diese reduziert. Das Selbstkonzept einer Person kann dadurch auf direktem Weg negativ beeinflusst werden.

Intervention

Eine Intervention ist eine geplante und gezielt eingesetzte Maßnahme, um Störungen vorzubeugen (Prävention), sie zu beheben (Therapie) und negative Folgen einzudämmen (Rehabilitation). Die Maßnahmen setzen nach einer Diagnose mit dem Ziel ein, Veränderungen auf organisatorischer oder individueller Ebene herbeizuführen. Ein anderer Begriff für Intervention ist „Behandlung“. Die Behandlungseffekte sind erwartungsgemäß dann besonders gut, wenn die Passung zwischen Diagnose und Intervention optimal ist (Amelang & Zielinski, 2002, S. 433).

Anamnese

Die Anamnese fasst die Leidensgeschichte der erkrankten Person aus ihrer eigenen Sicht zusammen. Die Anamnese kann je nach ihrem inhaltlichen Schwerpunkt z. B. als psychosoziale Anamnese, Familienanamnese, soziale Anamnese, sexuelle Anamnese oder als Suchtanamnese bezeichnet werden. Umfasst die Befragung die gesamte Lebensgeschichte von Patient:innen, wird sie als biografische Anamnese bezeichnet. Werden Patienten und Patientinnen nicht selbst befragt (Anamnese), sondern eine Person aus dem Umfeld, handelt es sich um eine Fremdanamnese. Sie kann wichtige Zusatzinformationen liefern (Wittchen & Hoyer, 2011b S. 391).

Epidemiologie

Die Epidemiologie beschäftigt sich mit der räumlichen und zeitlichen Verteilung von Erkrankungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe. Diese Beschreibung der Fakten wird als deskriptive Epidemiologie bezeichnet. Des Weiteren untersucht die Epidemiologie den Zusammenhang der Erkrankung mit demografischen, genetischen, Verhaltens- und Umweltfaktoren. Das Ziel besteht darin, herauszufinden, welche Faktoren die Hauptursache für die Entstehung psychischer Krankheiten sind. Hier wird von analytischer Epidemiologie gesprochen.
Die Gesamtzahl aller erkrankten Personen, die zum Untersuchungszeitpunkt ermittelt wird, wird als Prävalenz bezeichnet. Die Prävalenzzahl ist in diesem Fall eine Momentaufnahme. Die Prävalenz kann auch einen Zeitraum umfassen; dann beschreibt sie den prozentualen Anteil der Menschen, die z. B. in den letzten 30 Tagen, in den letzten 12 Monaten vor der Befragung oder in ihrem bisherigen Leben (Lebenszeitprävalenz) mindestens einmal die erfragte Erkrankung hatten.
Die Inzidenz ermittelt die Häufigkeit von Neuerkrankungen an einer Krankheit in einer festgelegten Zeitspanne (Wittchen & Jacobi, 2011, S. 59).

Komorbidität

Komorbidität bedeutet das gleichzeitige Bestehen mehrerer psychischer Erkrankungen. So hat eine alkoholabhängige Person häufig eine Depression oder eine posttraumatische Störung. Eine Magersucht geht häufig mit einer Depression einher.

Wahn

Wahn beschreibt feste Überzeugungen, die trotz Beweisen vom Gegenteil aufrechterhalten werden, z. B. von Personen aus der Nachbarschaft oder einem Geheimdienst abgehört zu werden (Rey, 2011). Charakteristisch sind das fehlende Bedürfnis nach Realitätsüberprüfung und der krankhafte Ich-Bezug. Der krankhafte Ich-Bezug bedeutet, dass unwesentliche Aspekte der Umwelt eine besondere Bedeutung bekommen und auf die eigene Person bezogen werden (Dörner et al., 2002, S. 151). Ein lachendes Gesicht auf einem Werbeplakat kann dann z. B. gedeutet werden, dass sich alle Welt lustig macht über meine schlechte finanzielle Lage.

Psychoedukation

Psychoedukation, auch Patientenschulung genannt (lat. educare: erziehen), ist die Vermittlung von wissenschaftlich fundierten Informationen über die Erkrankung an psychisch erkrankte Menschen und ihre Familienmitglieder. Sie dient dem Krankheitsverständnis und der Krankheitsbewältigung. Falsche Vorstellungen, Vorurteile und Ängste sollen ebenfalls dadurch revidiert bzw. abgebaut werden (von Schlippe & Schweitzer, 2012, S. 62).

Halluzinationen

Halluzinationen sind Sinneswahrnehmungen ohne sensorischen Input. Deri Der betroffene Mensch hört beispielsweise Stimmen, Geräusche oder Musik, ohne dass Geräusche vorhanden sind (Rey, 2011).

Expressed Emotion

Der Begriff „Expressed Emotion“ steht für die negative Haltung der Familie ihrem erkrankten Mitglied gegenüber; sie drückt sich durch Kritik, Feindseligkeit und emotionales Überengagement aus. Hohe Expressed-Emotion-Werte sind Ausdruck von hohem familieninternem Stress (Hahlweg et al., 2000).

Neurose

Der im ICD-10 nur noch zurückhaltend gebrauchte Begriff Neurose bezieht sich auf eine Gruppe psychischer Störungen. Es liegt keine organische Krankheit zugrunde. Neurotisches Verhalten und Erleben sind quantitative Abweichungen von der Norm, denn jeder Mensch kennt Angst, Depression und zwanghafte Verhaltensweisen. Neurosen stellen nach Ansicht der psychoanalytischen Theorie Fehlanpassungen und misslungene Verarbeitungsversuche von Konflikten dar. Ihre Ursachen können in der Kindheit liegen. Im Unterschied zur Psychose (Schizophrenie, wahnhafte Depression, Manie, bipolare Störung) verwechselt die neurotisch erkrankte Person i. d. R. ihre subjektive Realität nicht mit der äußeren Realität. Sie
• hat Krankheitseinsicht
• verhält sich in sozial akzeptierten Grenzen und
• erhält ihre Persönlichkeit.

Vulnerabilität

Vulnerabilität (vulnus, lat.: Wunde) bedeutet eine erhöhte psychische Verletzlichkeit und eine herabgesetzte Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen. Sie kann ererbt, angeboren oder erworben sein.

Multifaktorielle Entstehung

Viele chronische körperliche und psychische Erkrankungen sind nicht durch eine einzige Ursache bedingt, sondern werden durch eine Vielfalt verschiedener Einflüsse ausgelöst (z. B. Gene, Lebensgewohnheiten, Umwelt, psychologische Faktoren). Das nennt man multifaktorielle Entstehung.

Reinszenierung, Reviktimisierung/Wiederholungszwang

Weitere Prozesse der unbewussten Wiederholung von belastenden Kindheitserlebnissen sind die Reinszenierung und Reviktimisierung. Bei der Reinszenierung werden Szenen aus der Kindheit in der Gegenwart wiederholt und unbewusst wiederhergestellt. Dabei kann es sich um eine Reviktimisierung handeln. Hiermit ist gemeint, dass Opfer von (sexuellen und gewalttätigen) Traumatisierungen in der Kindheit diese im späteren Leben wiederholen: Sie bringen sich in Situationen, in denen sie erneut Opfer werden. Da die Psychoanalyse davon ausgeht, dass diese selbstdestruktiven Muster sehr häufig auftreten und geradezu zwanghaft passieren, fasst sie diese verschiedenen Wiederholungsmuster unter dem Begriff „Wiederholungszwang“ zusammen (Wöller, 2005).

Supervision

Supervision ist eine Beratung, in der das eigene Handeln reflektiert wird mit dem Ziel, die eigene professionelle Arbeit zu verbessern. Behandelt wird die Beziehung zwischen Mitarbeitenden und Klient:in oder Beziehungen innerhalb eines Arbeitsteams. Die Supervision wird von ausgebildeten Supervisor:innen, die von außerhalb kommen, durchgeführt. Regelmäßige Supervisionen sind sinnvoll in Berufen, in denen man mit Menschen professionell arbeitet und mit ihnen professionelle Beziehungen eingeht. (z. B. Soziale Arbeit, Schule, Gesundheitsbereich, Psychotherapie).

Primärer und sekundärer Krankheitsgewinn

Die Psychoanalyse bezeichnet die beschriebene Flucht in die Krankheit als primären Krankheitsgewinn: Durch die Erkrankung muss die gegenwärtige schwierige Situation nicht bearbeitet werden. Die Vorteile, die im weiteren Verlauf die Krankheit mit sich bringt (Zuwendung, Verantwortungsabgabe), sind der sekundäre Krankheitsgewinn. Beides erschwert den Beratungs- und Therapieprozess, weil ein Aufgeben der Erkrankung und eine Auseinandersetzung mit den anstehenden Problemen der Person nicht erstrebenswert erscheinen.

Innerer Bezugsrahmen

Der innere Bezugsrahmen stellt die Gesamtheit aller Gefühle, Kognitionen und Bewertungen dar, mit der ein Mensch auf eine Erfahrung reagiert.

Zirkularität

Alle menschlichen Interaktionen werden als zirkulär (kreisförmig) angesehen. Das bedeutet, dass es keinen Anfang (Ursache A) und keinen Endzustand (Wirkung B) gibt. Jedes Verhalten der einen Person ist damit sowohl Ursache als auch Wirkung des Verhaltens der anderen Person (vgl. Abb. 3.4). Die Ursache eines Konflikts ist nicht mehr rekonstruierbar. Eine Schuldfrage wird damit hinfällig. Das linear-kausale Denken, das für alles eine direkte Ursache postuliert, wird abgelehnt.

Parentifizierung

Bei der Parentifizierung wird das Kind in die Rolle eines Erwachsenen gedrängt. Es kommt zu einer Rollenumkehr: Das Kind sorgt für die Eltern oder einen Elternteil, nicht umgekehrt. Es kann zum vertrauten Ratgebenden werden oder zum Schiedsgericht bei einer konfliktgeladenen Beziehung der Eltern; es kann sein, dass es die komplette Haushaltsführung und Versorgung der jüngeren Geschwister übernehmen muss, und das Kind kann zum Partnerersatz werden (Lenz, 2014, S. 39). Parentifizierung ist ein Merkmal eines dysfunktionalen Familiensystems. Sie ist eine schwerwiegende Entwicklungsbehinderung für das Kind, weil sie eine Überforderung darstellt. Das Kind findet keinen Schutz bei den Eltern. Später wird die autonome Entwicklung des Kindes verhindert.

Allparteilichkeit

Allparteilichkeit bedeutet, dass die Beraterperson für alle gleichermaßen Partei ergreift, sich in jedes Familienmitglied einfühlt und dessen Verhalten versteht. Dies ist keine neutrale Haltung, sondern eine allen Mitgliedern der Familie empathisch zugewandte Haltung.

Nonverbales Verhalten

„Unter nonverbalem Verhalten versteht man, wie Personen bewusst oder unbewusst ohne Worte kommunizieren. Dazu gehören Blickkontakt, Gesichtsausdruck und Mimik, Stimme, Gestik, Körperhaltung, Bewegung sowie Berührung und räumlicher Abstand gegenüber anderen.“ (Knapp & Hall, 1997; zit. n. Werth et al., 2020a, S. 151)

Implizite Persönlichkeitstheorien

Implizite Persönlichkeitstheorien nennt man die spezifischen – häufig kulturell geprägten – Annahmen über den Zusammenhang verschiedener Persönlichkeitseigenschaften. „Implizit“ werden diese Alltagstheorien genannt, weil sie uns meist nicht bewusst sind, aber dennoch die Wahrnehmung stark strukturieren (vgl. Fischer & Wiswede, 2009).

Soziale Kategorisierung

Soziale Kategorisierung ist der „Prozess, bei dem man Informationen über die soziale Welt (speziell über soziale Gruppen) organisiert und Ähnlichkeiten innerhalb von Kategorien sowie Unterschiede zwischen Kategorien hervorhebt“ (Jonas et al., 2007, S. 606).

Schemata

Schemata sind mentale Strukturen, die unser Wissen über die Welt ordnen und vorverarbeitete Informationen über Objekte oder Menschen bestimmter Kategorien umfassen. Sie beeinflussen die Sinngehalte, die wir wahrnehmen, über die wir nachdenken und die wir abspeichern (vgl. Pendry, 2007).

Einstellungen

Als Einstellungen werden für gewöhnlich Wahrnehmungsorientierungen und Reaktionsbereitschaften in der Beziehung zu einem besonderen Objekt bezeichnet. Es sind dauerhafte Handlungstendenzen, und sie betreffen Meinungsgegenstände, über die zwischen Individuen und Kulturen keine grundsätzliche Einigkeit besteht. Sie sind wertorientiert und haben eine affektive Aufladung (vgl. Wilson, 1988).

Vorurteile

Vorurteile sind Einstellungen gegenüber Mitgliedern einer Fremdgruppe, die allein auf den Merkmalen basieren, die sie zu Mitgliedern ebendieser Gruppe macht (vgl. Werth et al., 2020b).

Stereotype

Stereotype sind kognitive Schemata, die die in einem bestimmten Kontext verbreiteten Überzeugungen darüber beinhalten, welche Merkmale für eine bestimmte Gruppe (Kategorie) konstitutiv sind. Sie beziehen sich auf die Mitglieder einer sozialen Gruppe, z. B. Frauen, Männer, Migranten, Menschen in einem bestimmten Wohnquartier (vgl. Werth et al., 2020b).

Rebound-Effekte (oder Bumerang-Effekte)

Die Unterdrückung von Stereotypen wird unter bestimmten Bedingungen (vor allem kognitiver Beanspruchung) das Gegenteil des gewünschten Effekts bewirken: Statt einer Ausmerzung des stereotypen Denkmusters wird dieses sogar stärker aktiviert.

Attributionstheorie

Die Attributionstheorie liefert eine Reihe von Ideen dazu, wie bestimmte „Arten von Schlussfolgerungen über die Ursachen von Handlungen in einer gewöhnlichen Situation zustande kommen, in der wir die Handlungen eines menschlichen Wesens beobachten oder etwas über sie hören […]. Sie beschäftigt sich mit unseren Erklärungen für unser eigenes Verhalten, aber auch für das Verhalten anderer Menschen“ (Parkinson, 2007, S. 75).

Konsistenz-, Konsensus- und Distinktheitsinformationen (KKD-Informationen)

• Distinktheit: Informationen dazu, ob sich eine Person unter ähnlichen Umständen über unterschiedliche Gegenstände hinweg gleich verhält.
• Konsistenz: Informationen dazu, wie stabil das Verhalten einer Person in Bezug auf einen Gegenstand über verschiedene Situationen hinweg ist.
• Konsensus: Informationen darüber, ob das fragliche Verhalten bezüglich der Entität über verschiedene Personen hinweg variiert (vgl. Parkinson, 2007)

Korrespondenzverzerrung

Die Korrespondenzverzerrung bezeichnet die Tendenz anzunehmen, dass das Verhalten von Menschen mit ihrer Persönlichkeit korrespondiert (d. h. ein Spiegelbild dieser Persönlichkeit ist). Da die Korrespondenzverzerrung allgegenwärtig stattfindet, wird sie häufig auch als fundamentaler Attributionsfehler bezeichnet (vgl. Fiske & Taylor, 1991; Ross et al., 1977a, b; Aronson et al., 2008).

Akteur-Beobachter-Divergenz

„Während wir sehr wahrscheinlich internale Ursachen für das Verhalten anderer Leute finden, neigen wir dazu, unser eigenes Verhalten mit äußeren Ursachen zu erklären, also mit der Situation. Daraus entsteht ein interessantes Attributionsdilemma: Dasselbe Verhalten kann internale Attributionen bei Menschen auslösen, die es beobachten, und externale Attributionen bei Menschen, die es ausführen.“ (Aronson et al., 2008, S. 115)

Selbstwertdienliche Attributionsverzerrungen

„Selbstwertdienliche Attributionsverzerrungen sind anscheinend eine motivierte Verdrehung dessen, was geschehen ist; sie dienen damit persönlichen Interessen. Statt neutrale Beobachtende sozialer Ereignisse zu sein, können wir die Ereignisse manchmal so interpretieren, dass sie uns gefallen (…); dies ermöglicht es uns, nach einem Ereignis ein besseres Gefühl zu haben“ (Parkinson, 2007, S. 101; Hervorh. im Orig.).

Die drei Ebenen des Hilfeverhaltens

„1. Helfen und Unterstützung für andere Menschen: Der umfassende und vielfältige Bereich der Alltagskultur des Helfens schließt auch die rollengebundene Hilfsbereitschaft als Kennzeichen aller arbeitsteiligen Kulturen mit ein, etwa angesichts der Tradition des medizinischen Heilwissens.
2. Prosoziales Verhalten: Der Begriff des prosozialen Verhaltens im engeren Sinn umfasst zum einen den wissenschaftlich beobachtbaren Ausschnitt des Hilfehandelns und zum anderen auch indirekte Hilfe, Empathie, Zuwendung und Unterstützung, mitmenschliche Verbundenheit und Kooperation.
3. Altruismus: Der Spezialfall des altruistischen Handelns bezieht sich auf Hilfe, die sich nicht von der Aussicht auf eigene Vorteile leiten lässt. Altruismus ist insofern ein Sonderfall des Helfens und des prosozialen Verhaltens, weil er auf uneigennützigen, selbstlosen Motiven beruht“ (Brückner, 2011, S. 104).

Bystander-Effekt

„‚Bystander‘- oder Zuschauer-Effekt wird das Phänomen genannt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass dem Opfer bei einem Notfall geholfen wird, umso geringer ist, je größer die Anzahl der Zuschauer ist“ (Aronson et al., 2008, S. 367).

Stress

Nach dem Transaktionalen Stressmodell (Lazarus & Folkman, 1984) entsteht Stress, wenn die Umwelt Anforderungen an das Individuum stellt, die vom Individuum in Hinblick auf sein Wohlergehen als bedeutsam bewertet werden. Nach Einschätzung des Individuums beanspruchen oder überfordern aber die Anforderungen die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten (Lazarus & Folkman, 1986). In der Folge entstehen negative Gefühle und körperliche Belastungsreaktionen, die als Stress bezeichnet werden.

Bewältigung

Bewältigung ist das Bemühen, mit einer internen oder externen Anforderung, die die Mittel einer Person beanspruchen oder überfordern, fertig zu werden (Lazarus, 1999).

Risikofaktor, Schutzfaktor

Ein Risikofaktor ist ein Merkmal, das bei dem betroffenen Menschen das Risiko der Entstehung einer Störung erhöht. Damit sind Risikofaktoren eine Gefährdung für eine gesunde Entwicklung.
Ein Schutzfaktor ist im Gegensatz dazu ein Faktor, der die Entwicklung einer Störung vermindert.
Beide Begriffe sind eng mit dem Konzept der Resilienz verbunden.

Resilienz

Resilienz (resilire, lat.: abprallen) ist die psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber biologischen, psychischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken. Resilienz setzt sich aus Merkmalen, die sich im Laufe des Lebens in Interaktion mit der Umwelt entwickeln (u. a. Selbstwert, Selbstwirksamkeit, soziale Kompetenzen), und aus Merkmalen, die weitgehend angeboren oder genetisch bedingt sind (u. a. Talente, Intelligenz, Geschlecht), zusammen. Resilienz ist also ein multidimensionales Konstrukt, welches aus erworbenen und angeborenen Anteilen besteht. Resilienz ist eine dynamische Eigenschaft, die im Laufe des Lebens Veränderungen unterworfen und z. B. in Übergangsphasen schwächer ausgeprägt ist.

Selbstwirksamkeit

Selbstwirksamkeit ist die Überzeugung, durch eigene Fähigkeiten und Mittel Ziele zu erreichen und Hindernisse auf dem Weg dahin erfolgreich zu überwinden (Bandura, 1997; Lazarus & Folkman, 1986; Schwarzer, 2000). Diese Überzeugung einer Person bezüglich ihrer eigenen Wirkkraft beeinflusst ihre Wahrnehmung, ihre Motivation und ihre Leistungen. Eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung hat positive Auswirkungen auf die eigene Anstrengung, Ausdauer und das Durchhaltevermögen sowie auf ein aktives Bewältigungsverhalten (Schwarzer, 2000). Selbstwirksamkeit und Selbstwert sind Merkmale, die eng miteinander verbunden sind.

Sozial-emotionale Kompetenz

Sozial-emotionale Kompetenz ist das kognitive und gefühlsmäßige Verstehen der eigenen und der fremden Emotionen und das Regulieren dieser Gefühlszustände bei sich und anderen.

Empathie

Empathie ist die Einfühlung in die Welt des anderen. Es ist ein Vorgang, bei dem man nicht nur das Gegenüber kognitiv versteht, sondern auch an seiner Emotion teilnimmt, emotional mitschwingt und dadurch versteht, was der andere fühlt (Bischof-Köhler, 2009).

Reflexion

Reflexion ist ein Prozess der Selbstbeobachtung, ein kritisches und vergleichendes Nachdenken über das eigene Innenleben: die Gefühle, Motive und Gedanken. Das aktive Zuhören will diesen Prozess anstoßen und vertiefen – und zwar auf beiden Seiten: Die psychosoziale Fachkraft und die Klient:innen sind gefordert, ihr eigenes Verhalten kritisch zu reflektieren.

Feedback

Ein Feedback ist eine Rückmeldung der Empfangsperson an die Senderperson, wie sie die Botschaft verstanden und erlebt hat. Gutes Feedback ist konkret, reflektiert und wertschätzend. Es ist beschreibend, nicht wertend und beruht auf Gegenseitigkeit (von Kanitz, 2015).

Metakommunikation

Metakommunikation ist die Kommunikation über die Kommunikation, also eine Auseinandersetzung über die Art des Umgangs miteinander. Man tritt aus der Situation heraus und betrachtet sie von außen. Neben der Thematisierung des Kommunikationsverhaltens ist auch das Thematisieren von Beziehungsaspekten zwischen zwei Personen eine Metakommunikation. Für beides ist Selbstreflexion notwendig.

Elternidentität

Mutter- oder Vateridentität ist die innere, subjektive Sicht der Person von sich selbst als Mutter bzw. Vater; ihre Entwicklung besteht in dem wachsenden Bewusstsein, Vater/Mutter zu werden und dessen emotionalem Erleben. Damit sollte einhergehen, dass die Eltern ihr Kind von Geburt an als eine eigene Persönlichkeit anerkennen, die zu respektieren ist.

Familie

Eine Gruppe von Menschen, die sich nahestehen und durch dauerhafte Beziehungen miteinander verbunden sind. Sie besteht aus mindestens zwei Generationen und stellt einen erzieherischen und sozialisatorischen Kontext für die Entwicklung der Mitglieder bereit (nach Hofer, 2002, S. 6).

Vernachlässigung

Bei körperlicher Vernachlässigung werden Kinder von ihren Eltern/Betreuungspersonen unzureichend ernährt, gepflegt, gefördert, gesundheitlich versorgt, beaufsichtigt, vor Gefahren geschützt. Emotionale Vernachlässigung zeigt sich in fehlender Zuwendung, Liebe, Geborgenheit und Unterstützung. Eltern sind permissiv beim Schule schwänzen und Drogenmissbrauch der Kinder; sie geben keine Hilfestellung bei der Lebensbewältigung. Sie belehren nicht über Gefahren und verweigern Hilfe.

Körperliche Misshandlung

Körperliche Misshandlungen äußern sich durch Schlagen, Schleudern, Schütteln, Würgen und Verbrennungen zufügen.

Sexueller Missbrauch

Sexueller Missbrauch ist jede Einbeziehung eines Kindes in eine sexuelle Handlung, für die es entwicklungsmäßig noch nicht reif ist, die es deshalb nicht überschauen kann und für die es keine Einwilligung geben kann. Man unterscheidet schweren sexuellen Missbrauch von sexuellem Missbrauch mit und ohne Berührung.

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