Begriff | Erklärung |
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Abduktion | Ungültige Form des logischen Schließens, bei dem aus einer bekannten Konsequenz eine unbekannte Ursache abgeleitet wird; Vermutungen ohne Beweiskraft; sie verwenden Indizien und sind möglicherweise wahr. Nach der Erkenntnislogik von Charles Sanders Peirce ist die Abduktion die erste Stufe des wissenschaftlichen Erkenntnisprozesses, mittels derer eine Hypothese gebildet wird. |
Adaptiver Werkzeugkasten (adaptive toolbox) | „Das Repertoire an Heuristiken […], das ein Mensch, […] zur Verfügung hat, um mit Ungewissheit intelligent umzugehen“ (Gigerenzer 2013, S. 375). |
Aha-Erlebnis | → Einsicht. |
Aussagenlogik | Teilgebiet der Logik; definiert allgemeine Gesetze für die Anwendung von Operatoren (sog. Junktoren, z.B. NICHT, UND, ODER, WENN-DANN) auf Aussagen. |
Basisrate (Prävalenz) | Grundrate eines Merkmals oder Ereignisses = Verteilung eines Merkmals/ Ereignisses in der Grundgesamtheit. |
Basisratenfehler (Prävalenzfehler) | Tritt auf, wenn bei Wahrscheinlichkeitsabschätzungen die Grundrate des Ereignisses, also die Verteilung in der Grundgesamtheit vernachlässigt wird. Ursache ist die größere Salienz des Einzelfalls gegenüber der Basisrate. |
Bedeutung bzw. Bedeutungshaltigkeit (von Wörtern) | Wörter sind Zeichen, Symbole bzw. Benennungen für reale Objekte oder Sachverhalte. |
Behaviorismus | Vertreter des Behaviorismus konzentrierten sich auf beobachtbares Verhalten, nichtbeobachtbare Phänomene wie Vorstellungen oder Gefühle wurden als Untersuchungsgegenstand abgelehnt. |
Benennungsexplosion | Ausweitung des Vokabulars auf 50 bis 200 Wörter bei Kleinkindern im Alter von 18 bis 24 Monaten. |
Bestätigungstendenz (confirmation bias) | Relevanz bestätigender Information wird überschätzt (z. B. Wahl der Karten im WST unter dem Gesichtspunkt der Verifikation) und führt dazu, dass nicht nach falsifizierender Information gesucht wird (siehe auch: → Falsifikationsprinzip). |
Bias | Kognitive Verzerrungstendenz systematische; Abweichung im Denken in Urteils- und Entscheidungsprozessen von normativen Modellen der Logik, der Wahrscheinlichkeitsrechnung, der Rationalität; sind eng mit der Anwendung kapazitätsschonender → Heuristiken verbunden. |
Deduktion | Schlussfolgerungen, die sich zwingend aus den gegebenen Prämissen ergeben. Aus wahren Prämissen können bei Einhaltung der logischen Schlussregeln wahre Schlüsse abgeleitet werden. |
Denken | interne kognitive Prozesse der Informationsverarbeitung und -erweiterung. |
Deontische Bedingungen | Unter deontischen Bedingungen versteht man die Einschätzung der sozialen Situation, also z. B. die Frage, ob man in dieser Situation legitimiert ist, Fragen oder Forderungen zu stellen. Wenn man legitimiert ist, kann man Fragen deutlich offensiver kommunizieren als ohne Legitimation. |
Determinismus (linguistischer) | Die Art unserer Sprache und unseres Sprechens bestimmt maßgeblich die Art unseres Denkens. Dieser sog. „Linguistische Determinismus“ ist in seiner strengen Form sicher nicht zu halten. |
Diskretheit (von Worteinheiten) | Wörter oder sonstige sprachliche Einheiten müssen diskrete, also voneinander abgrenzbare Einheiten sein. Wird diese Eigenschaft verletzt, ergeben sich erhebliche Probleme beim Verstehen von längeren sprachlichen Äußerungen. Es wird nicht erkannt, wo ein Wort endet und ein neues beginnt. Dieses Phänomen begegnet uns, wenn wir in einem Land sind, dessen Sprache wir nicht kennen. |
Divergentes Denken | zentraler Bereich der Kreativität; zeichnet sich aus durch die Erweiterung und Veränderung von Informationen; die Fähigkeit, neue Verbindungen zwischen Wissenselementen herzustellen. |
Einsicht | Plötzliches Erkennen der Lösung eines Einsichtsproblems; meist mit einem „Aha-Erlebnis“ verbunden. |
Einsichtsproblem | Problemtyp, bei dem die Lösung nicht schrittweise erreicht, sondern infolge eines internen Umstrukturierungsprozesses, der zu einer plötzlichen Einsicht („Aha-Erlebnis“) führt. |
Einstellungseffekt | Was bekannt erscheint, was sich einmal als Lösungsstrategie bewährt hat, wird unreflektiert auf andere Bereiche und zu lösende Probleme übertragen. |
epistemisches Wissen | Bereichsspezifisches Handlungs- und Faktenwissen |
Erschöpfendes Übereinstimmungsprinzip | Die Menge aktivierter Konkurrenten bei der Worterkennung kann auch Wort-Kandidaten betreffen, die nicht mit dem Onset (Wortanfang), sondern eher mit dem späteren Teil des Inputs übereinstimmen. Das heißt, ein viel größerer Ausschnitt des Lexikons kommt für die Worterkennung infrage |
Ersetzungsregel | Mithilfe der Ersetzungsregeln kann das nichtterminale Vokabular in terminales oder untergeordnetes nichtterminales Vokabular zerlegt werden, z. B. S→ NP + VP, VP→ Vtr + NP oder VP→ Vit. In dieser Verarbeitungsrichtung wird eine Satzproduktion simuliert. Wenn man mithilfe der Ersetzungsregeln terminales Vokabular schrittweise in zugehöriges nichtterminales Vokabular überführt, simuliert dies primär den Prozess des Satzverstehens. |
Euphemismen | Euphemismen sind Worte zur Verschleierung unangenehmer und ethisch zu verurteilender Vorgänge. Sie beschönigen sehr negative und moralisch verwerfliche Meinungen, Einstellungen oder Aktivitäten. Euphemismen sind gute Kandidaten für die „Unwörter des Jahres“. Beispiele sind „Rentnerschwemme“ oder „Kollateralschaden“. |
Falsifikationsprinzip | wurde vom Philosophen Karl Popper (1902–1994) im Rahmen seiner wissenschaftstheoretischen Arbeit formuliert. Da aus empirisch gewonnenen Erfahrungen nur induktiv auf allgemeine Gesetzmäßigkeiten geschlossen werden kann, kann es nach Popper nie eine endgültige Bestätigung (Verifikation) einer Theorie geben. Das Falsifikationsprinzip verlangt, dass Theorien/ Hypothesen so formuliert sein müssen, dass sie einer empirischen Prüfung zugänglich und prinzipiell widerlegbar sind. Auch wenn der Ansatz von Popper vielfach kritisiert wurde (insbesondere, weil er die Induktion generell als Methode der Erkenntnisgewinnung ablehnte), bleibt doch eine wichtige Erkenntnis für wissenschaftliches Arbeiten, möglichst spezifische Hypothesen zu formulieren, die empirisch prüfbar und widerlegbar sind. Das heißt auch, die Interpretation der gewonnenen Daten sollte nicht mit mehreren Theorien vereinbar sein. |
Fixierung, funktionale | Bereits bekannte Lösungsstrategien werden unreflektiert auf neue Problemstellungen angewendet und verhindern damit deren Lösung. |
Formale Logik | Mit den Regeln der formalen Logik lässt sich bestimmen, wann der Übergang von Prämissen zu Konklusionen gerechtfertigt ist. |
Framing (Rahmungseffekt) | Bezeichnet die Tendenz von Menschen, sich in ihren Entscheidungen von der Darstellung der Situation leiten zu lassen. |
Generative Transformationsgrammatik | Das Modell der Generativen Transformationsgrammatik von Chomsky setzt sich aus zwei Teilen zusammen: 1) Phrasenstrukturgrammatik zur Ableitung oder Analyse von Standardsätzen mithilfe der Regeln einer generativen Grammatik, 2) Transformationsgrammatik zur Ableitung oder Analyse von modifizierten Standardsätzen mithilfe der elementaren Transformationsregeln. |
Geschichtenstruktur und Geschichtengrammatik | Bei Geschichten und Märchen bestehen meist konstante Strukturen im Text (z. B. Einleitung, Thema, Fabel und Auflösung). Diese formalen Strukturen einer Geschichte können in Form von sog. Ersetzungsregeln bzw. in einer Hierarchie beschrieben werden. Generell spricht man in diesem Kontext auch von Metastrukturen, Superstrukturen bzw. Textschemata, die auch für andere Texttypen nachweisbar sind (z. B. wissenschaftliche Berichte). |
Gestaltpsychologie | Die Gestaltpsychologie erhält ihren Namen durch die zentrale Annahme, dass sämtliche psychische Prozesse Gestaltqualität besitzen, also mehr sind als die Summe ihrer Teile. Denken resultiert nach dieser Auffassung aus einer ‚defekten‘ Gestalt (z. B. einem Problem), das in eine ‚gute‘ Gestalt (Lösung des Problems) umstrukturiert werden muss. |
Graphem | Ein Graphem ist die kleinste schriftsprachliche Einheit für einen gesprochenen Laut. |
Heuristik | Heuristiken sind erfahrungsabhängige Faustregeln zur Lösung eines Problems. Sie reduzieren den Suchaufwand im Problemraum, führen jedoch nicht mit Sicherheit zu einer Lösung (z. B. Methode der Unterschiedsreduktion). |
Induktion | Schluss vom Konkreten auf das Allgemeine und Abstrakte: Aus einer endlichen Menge von Beobachtungen wird - zumindest vorläufig - auf allgemeine Zusammenhänge geschlossen. Induktive Schlüsse sind im Gegensatz zu deduktiven Schlüssen nicht wahrheitserhaltend (nicht zwingend), da sie nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit wahr sind. |
Inferenz | Schlussfolgerung/ Ableitung neuer Informationen aufgrund vorhandener Informationen. |
Inhibition, latente | Bezeichnet einen Hemmungsmechanismus, der dafür sorgt, dass die für eine Aufgabenbearbeitung irrelevanten Reize gehemmt werden. Damit ermöglicht er eine effiziente Informationsverarbeitung und zielgerichtetes Handeln. |
Inkubation | Phase innerhalb des kreativen Prozesses, in der man sich nicht mehr bewusst mit dem Problem beschäftigt. Diese Phase hilft, Ermüdungserscheinungen abzubauen und Fixierungen (zum Beispiel auf eine bestimmte Strategie oder den bisher definierten Problemraum) zu lösen. |
Instrumentalität (im Kontext Sprachproduktion) | Das Motiv für die Sprachproduktion ist in der Regel, einen noch nicht vorliegenden, aber gewünschten Ziel-Zustand möglichst sicher zu erreichen. Gelingt dies, dann ist das Merkmal der „Instrumentalität“ bei der Produktion einer sprachlichen Äußerung erfüllt worden. |
Interaktive Modelle in der Sprachpsychologie | Interaktive Modelle berücksichtigen Wechselwirkungen zwischen den Teilprozessen der Sprachverarbeitung. Beispielsweise kann die Erwartung des Hörers die Identifikation eingehender Sprachreize maßgeblich bestimmen. Ein Vorteil liegt in der angemesseneren Abbildung natürlich Sprachverarbeitungsprozesse, ein Nachteil in der Komplexität der Modellannahmen, die eine empirische Prüfung erheblich erschweren können. |
Interjektionen | Unter Interjektionen („Dazwischengeworfenes“, z. B. „aha“, „ih“, „oh“) versteht man eine Restklasse von sprachlichen Elementen innerhalb der Wortklasse „Partikel“. Sie dienen primär dem Ausdruck von Emotionen und Empfindungen. Sie sind syntaktisch schlecht in die Satzstruktur integriert und haben keine feste lexikalische Bedeutung. |
Interstimulusintervall (ISI) | Ein ISI kennzeichnet die zeitliche Distanz zwischen der Darbietung eines ersten und eines zweiten Reizes. |
Kognitive Umstrukturierung | Bezeichnet eine Gruppe kognitiver Therapieverfahren, die an den dysfunktionalen Kognitionen des Patienten ansetzen. Diese werden innerhalb der Therapie aufgedeckt, infrage gestellt und schließlich durch funktionale Kognitionen ersetzt, die dann in bisher problematischen Situationen geübt werden. Verfahren der Kognitiven Umstrukturierung sind beispielsweise die Kognitive Therapie von Beck und die Rational-Emotive-Therapie von Ellis. |
Kognitive Wende | Paradigmenwechsel innerhalb der psychologischen Forschung, in deren Folge sich die Kognitionspsychologie mit Fokus auf die komplexen menschlichen Informationsverarbeitungsprozessen etablierte. |
Kompetenz bzw. Kompetenzmodell | In der Psycholinguistik wird unter „Kompetenz“ das linguistische Regelwissen eines idealen Sprechers/Hörers verstanden. Alternative Performanz: Mit Performanz ist die Anwendung des verfügbaren linguistischen Wissens im realen Sprachgebrauch gemeint. |
Konjunktionsfehler | Kognitive Verzerrungstendenz, bei der die Kombination von Merkmalen für wahrscheinlicher gehalten wird als das Auftreten eines der Merkmale allein. |
Konvergentes Denken | bezeichnet streng logische Denkoperationen, die auf eine vollständig definierte bzw. vorgegebene Lösung hinstreben (z. B. Turm von Hanoi, bei dem es nur eine korrekte Lösung gibt). Der Fokus beim konvergenten Denken liegt vor allem auf der Informationssammlung und der Anwendung bereits bekannter Denkmuster. |
Konversionsfehler | Bias beim deduktiven (syllogistischen) Schließen: Subjekt und Prädikat in den Prämissen werden als vertauschbar angenommen. |
Laterale Inhibition (bei der Worterkennung) | Damit sind Hemmungsprozesse zwischen den Einheiten einer Ebene der Wortverarbeitung gemeint. Aktivierte Worte hemmen sich wechselseitig Das Ausmaß hängt von der Höhe der Eigenaktivierung ab. Je höher ein Element aktiviert ist, desto stärker wird der Konkurrent gehemmt. Damit wird die tatsächlich aktivierte Wort-Kandidatenmenge klein gehalten. |
Lautverschiebung | Unter Lautverschiebung versteht man die Veränderung der Nutzung von bestimmten Lauten und Lautkombinationen in natürlichen Sprachen in den letzten Jahrhunderten. Eine wichtige Rolle spielt die „2. Lautverschiebung“ (um 600–700 u.Z.). Sie führte zur Differenzierung in nieder- und hochdeutsche Dialekte. Beispielsweise wurde nach Vokalen aus einem „p“ ein „f“ (slapen zu schlafen) oder aus einem „t“ ein „s“ (eten zu essen). |
Lexikalischen Einbettung | Längere Wörter bestehen häufig aus kürzeren Wörtern (in dem gesprochenen(!) Wort „wehren“ stecken z. B. die Wörter „wer“, „er“, „ehre“ und „ehren“). D. h. kürzere Wörter sind in längere Wörter eingebettet. |
Lexikon (mentales Lexikon) | Im mentalen Lexikon sind alle Wörter mit ihrer phonologischen, semantischen, morphologischen, syntaktischen und orthografischen Beschreibung eingetragen. Durch die gemeinsame Speicherung von Form und Bedeutung ist das Problem der Zuordnung von Form (Wortmarke) zu Inhalt (Wortbedeutung) zumindest vorläufig gelöst. |
Losgelöstheit (von Sprache/ Wörtern von realen Ereignissen) | Die „Losgelöstheit“ führt dazu, dass man mit Hilfe von Sprache unabhängig von der Präsenz des realen Ereignisses über dieses sprechen oder schreiben kann. |
Mentale Repräsentation | Lässt sich vereinfacht als interne (geistige) Entsprechung von Sachverhalten der Außenwelt beschreiben, deren Grundlage die menschliche Wahrnehmung bildet. Mentale Repräsentationen werden verändert durch Prozesse der Informationsverarbeitung und modifizieren ihrerseits diese Prozesse. Ein Beispiel für ein Repräsentationsformat sind semantische Netzwerke. |
Methode des lauten Denkens | Während der Aufgabenbearbeitung berichtet der Proband, was er gerade denkt. Ziel ist es, Aufschluss über mentale Prozesse während einer Aufgabenbearbeitung zu erhalten. |
Mittel-Ziel-Analyse | Heuristik, bei der zunächst der Abstand zwischen Ausgangs- und Zielzustand analysiert wird (Unterschiedsanalyse), anschließend werden Teilziele gebildet, die den Abstand zum Zielzustand reduzieren und Operatoren gesucht zur Erreichung der Teilziele. |
Morphem | Morpheme sind die kleinste bedeutungstragende Einheit von Phonemen bzw. Graphemen. Sie bilden die Strukturkomponenten eines Wortes und ermöglichen die Unterscheidung von Worten und Wortformen. |
Morphologie | Die Morphologie kann als die Grammatik auf der Wortebene bezeichnet werden. Sie legt fest, welche Kombinationen von Morphemen zu einem korrekten Wort führen und wie je nach Wortart die verschiedenen Wortformen erzeugt werden können. |
Pejorativa und Meliorativa | Pejorativa transportieren negative Zusatzbedeutungen (statt Gefängnis: Knast, statt sterben: abkratzen). Meliorativa akzentuieren positive Zusatzbedeutungen (statt sterben: entschlafen, statt Putzfrau: Facilitymanagerin). |
Performanz bzw. Performanzmodell | Mit Performanz ist die Anwendung des verfügbaren linguistischen Wissens im realen Sprachgebrauch gemeint. Alternative Kompetenz: In der Psycholinguistik wird unter „Kompetenz“ das linguistische Regelwissen eines idealen Sprechers / Hörers verstanden. |
Phonem | Phoneme sind die Teilmenge der Laute, die in einer Sprache verwendet und zur Bedeutungsunterscheidung herangezogen werden. Sie sind die kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten der Lautsprache. |
Polytelie (Vielzieligkeit) | Merkmal komplexer Probleme; Existenz mehrerer, gleichzeitig anzustrebender und u. U. sich widersprechender Ziele. |
Prälexikalischen Einheiten | Unter prälexikalischen Einheiten versteht man Gruppierungen von sprachlichen Elementen, die größer als Phoneme/Grapheme, aber kleiner als ganze Wörter sind. Das sind z. B. Silben bzw. Morpheme. |
Probleme, einfache | Bei einfachen Problemen sind Anfangs- und Zielzustand klar definiert und der Zielzustand ändert sich während des Problemlöseprozesses nicht. Unbekannt ist lediglich die zielführende Kombination der Operatoren (z. B. Turm-von-Hanoi-Problem). |
Probleme, komplexe | Komplexe Probleme sind durch folgende Merkmale gekennzeichnet: a) Variablenvielzahl: Viele innerhalb der Problemsituation zu berücksichtigenden Variablen, b) Variablenvernetztheit: vielfältige Wechselbeziehungen zwischen den Variablen, c) Dynamik: Veränderlichkeit der Situation über die Zeit (Eigendynamik), d) Intransparenz: fehlende oder unzureichende Information über die beteiligten Variablen und ihre Vernetzungen, e) Polytelie (Vielzieligkeit): Existenz mehrerer, gleichzeitig anzustrebender und möglicherweise sich widersprechender Ziele. |
Problemraum | umfasst beim Problemlösen den Ausgangs- und den Zielzustand sowie alle möglichen Zwischenzustände auf dem Weg zum Zielzustand einschließlich der dafür notwendigen Operatoren. Aufgrund der begrenzten Informationsverarbeitungskapazität beschränkt sich die Suche eines Problemlösers auf den subjektiv wahrgenommenen, den intern repräsentierten Problemraum. |
Problemraumtheorie | Problemlösen wird als Suche in einem → Problemraum aufgefasst. |
Produktivität (der Sprache) | In einer Sprache können prinzipiell immer neuer Äußerungen hervorgebracht werden. Der Wortschatz einer Sprache ist also beliebig erweiterbar und modifizierbar. |
Proposition | Propositionen bestehen aus einem Prädikat und einem oder mehreren Argumenten. Das Prädikat wird in der Regel durch die Wortart Verb realisiert und bildet die Beziehungen zwischen den Argumenten ab. Das Prädikat bzw. das Verb erzeugt bestimmte Erwartungen an die weitere Information in einem Satz und legt damit sog. Selektionsrestriktionen fest. Mit Propositionen kann die Bedeutung von Worten oder Sätzen abgebildet werden. |
Quantoren | Operatoren im Rahmen eines → syllogistischen Schlusses, die Kategorien von Objekten oder Subjekten zueinander in Beziehung setzen (ALLE, KEIN, EINIGE, EINIGE NICHT). |
Rationalität, begrenzte (bounded rationality) | vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Herbert Simon (1916–2001) in den fünfziger Jahren im Rahmen der Entscheidungsforschung geprägter Begriff. Aufgrund kognitiver Beschränkungen (z. B. begrenzte Informationsverarbeitungskapazität) werden Entscheidungen in dem Sinne „begrenzt rational“ getroffen, als das Kriterium für eine Entscheidung nicht in einer Maximierung des Nutzens besteht (optimale Lösung) sondern im Erreichen einer, dem eigenen Anspruchsniveau genügenden, zufriedenstellenden Lösung. |
Rationalität, ökologische | Menschliches Entscheidungsverhalten ist „ökologisch rational“, wenn es den jeweiligen Umweltanforderungen angepasst ist. Das heißt, Entscheidungen müssen nicht den Gesetzen der Logik entsprechen, sondern in einem bestimmten Kontext Erfolg versprechend sein. In diesem Zusammenhang ist die Erforschung der Nutzung von → Heuristiken von Interesse. |
Rekognitionsheuristik (Wiedererkennungsheuristik) | wird eingesetzt bei einer Wahl zwischen zwei Alternativen in Hinblick auf die Ausprägung eines bestimmten Kriteriums, das unbekannt ist. Die Regel der Rekognitionsheuristik lautet: Wenn von zwei Objekten eines erkannt wird, das andere jedoch nicht, wähle das erkannte Objekt. |
Rekursion | Eine sprachliche Struktur kann in eine andere sprachliche Struktur eingebettet werden, z. B. mit Hilfe von Relativsätzen (Der Junge, der die Säge benutzte, bastelte ein Flugzeug.). |
Repräsentativitätsheuristik | Heuristik, bei der als Maßstab zur Beurteilung der Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses repräsentative, d.h. typische Beispiele aus dem Gedächtnis abgerufen werden |
Ruhezustandsnetzwerk („Default Mode Network“; DMN) | bezeichnet ein Netzwerk interagierender Hirnregionen, das aktiviert wird, wenn es keine Stimulation von außen gibt, wenn also die Aufmerksamkeit nach innen gerichtet ist. |
Schemata | Wissensstrukturen, in denen aufgrund von Erfahrungen typische Zusammenhänge eines Realitätsbereiches repräsentiert sind. Sie sind mit Vorannahmen und Erwartungen verknüpft, die aufgerufen werden, wenn Komponenten eines Schemas aktiviert werden. Andererseits führen aktivierte Schemata ihrerseits zu bestimmten Hypothesen und Erwartungen. Schemata ermöglichen uns die Orientierung in einer neuen Umgebung und schaffen damit Verhaltenssicherheit. Sie spielen eine aktive Rolle bei der Informationsaufnahme und Verhaltenssteuerung |
Schlussfolgerndes Denken | Aus Wissensbeständen bzw. gegebenen Informationen werden „neue“ Informationen generiert (→ Inferenzen, → Deduktion, → Induktion). |
Segmentierungsproblem | Die gesprochene Sprache wird kontinuierlich (bzw. sequenziell) produziert und die Grenzen zwischen den sprachlichen Einheiten/ Wörtern müssen trotzdem gefunden werden. D. h. das Kontinuum muss in diskrete Informationen zerlegt werden. |
Semantik | Bei der semantischen Komponente oder semantischen Analyse geht es um die Bedeutung von Wörtern, Sätzen oder Texten. Auf einer sehr allgemeinen Ebene geht es um die Zuordnung von sprachlichen Zeichen zu den Objekten und Sachverhalten in der Realität, für die sie stehen. |
Seriell-autonomen Verarbeitungsmodell | Bei einem „Seriell-autonomen Verarbeitungsmodell“ wird angenommen, dass wir zuerst eine Lautfolge des Kommunikationspartners aufnehmen, dann die bedeutungsunterscheidenden Phoneme identifizieren, diese anschließend zu Wörtern zusammenfügen, danach die Satzstruktur erkennen und schließlich Bedeutungen zuordnen. Ausgehend vom eingehenden externen Sprachreizen wird also eine feste Abfolge von Teilprozessen angenommen. Ein Vorteil liegt in der Einfachheit und Prüfbarkeit der Modellideen, ein Nachteil in der Ausblendung von Wechselwirkungen zwischen den Teilprozessen der Sprachverarbeitung. |
Spektrogramm (ausgesprochener Worte) | Das Frequenzspektrum kann die Frequenzanteile der Schallwellen bei der Aussprache eines Phonems oder eines Wortes im zeitlichen Verlauf objektiv ausweisen |
Sprache | Eine Sprache liegt dann vor, wenn die Kriterien Bedeutungshaltigkeit, Losgelöstheit vom Ereignis, Willkürlichkeit der Einheiten, Diskretheit, Produktivität und Rekursion erfüllt sind. Diese Merkmale wiederum sind eine Voraussetzung dafür, dass wichtige Funktionen von Sprache realisiert werden können (Kommunikation über sich, über die Umwelt und über/ mit andere (n) Personen und mittels dieser Kommunikation Einflussnahme auf die Umwelt, andere Personen und ggf. sich selbst) |
Superstrukturen | Konstante allgemeine Strukturen bei bestimmten Texttypen (z. B. Geschichten, Berichten). |
Syntax | Die Syntax regelt die Strukturen innerhalb von Sätzen. Die Syntax beschreibt die Beziehungen der Wörter im Satz und weist ihnen bestimmte syntaktische Funktionen zu. |
Syllogismus | Aus zwei Prämissen (Voraussetzungen) wird ein logischer (gültiger) Schluss (Konklusion) abgeleitet (→ Deduktion). Sowohl die Prämissen als auch die Konklusion beinhalten Quantoren. Quantoren sind Operatoren, die Kategorien von Objekten oder Subjekten zueinander in Beziehung setzen. |
Take the best-Heuristik | Heuristik zur Entscheidung zwischen bekannten Alternativen zugunsten der Alternative mit dem höheren Kriteriumswert bei höchster Validität. |
Terminales/ Nicht-Terminales Vokabular | Terminales Vokabular kann durch Ersetzungsregeln nicht weiter zerlegt werden, z. B. Determinator (Det). Nichtterminales Vokabular kann durch Ersetzungsregeln weiter zerlegt werden, z. B. Nominalphrase NP (NP→ Det +N). |
Variabilitätsproblem | Die Aussprache von Lauten, Morphemen und Wörtern einer Sprache kann zwischen Sprechern aber auch bei ein und demselben Sprecher sehr variabel sein, z. B. in Abhängigkeit von der körperlichen und psychischen Verfassung, dem Geschlecht oder dem Lebensalter. Trotzdem gelingt es uns in der Regel sehr gut, Wörter und Sätze zu verstehen (z. B. durch unser Vorwissen über das Thema oder über den Sprecher). |
Verfügbarkeitsheuristik | Heuristik zur Abschätzung der Häufigkeit von Ereignissen, wobei das Urteil über die Häufigkeit eines Ereignisses vor allem von der Leichtigkeit abhängt, mit der Beispiele aus dem Gedächtnis abgerufen werden können. |
Verständlichkeitsformeln (für Sätze und Texte) | Verständlichkeitsformeln dienen der Erfassung, Gewichtung und Verrechnung von relevanten Text und Satzmerkmalen. Die Formeln unterscheiden sich in der Anzahl, Art und Gewichtung von derartigen Merkmalen. |
Voice Onset Time (VOT) | Die Voice Onset Time bestimmt den Moment des Beginns der Vibration der Stimmbänder relativ zu dem Moment, an dem die Blockade des Luftstromes durch Öffnen der Lippen aufgehoben wird. Die Stimme setzt ein, wenn die Stimmbänder beginnen zu vibrieren. Bei einigen Lauten bzw. Phonemen vibrieren die Stimmbänder bereits vor dem Öffnen der Lippen (zum Beispiel bei einem stimmhaften „b“), bei anderen erst nach dem Öffnen der Lippen (zum Beispiel bei einem stimmlosen „p“). |
Wason-Wahlaufgabe (Wason Selection TaskWST) | von Wason 1966 entwickelte Aufgabe zur Untersuchung des deduktiven Schließen (→ Deduktion); verdeutlicht, dass Menschen vor allem der „modus tollens“ (negierte Konsequenz: Wenn nicht q, dann auch nicht p) Schwierigkeiten bereitet, wird in Verbindung gebracht mit der → Bestätigungstendenz (confirmation Bias) |
Willkürlichkeit (der Wortwahl) | Dass wir ein reales Objekt mit Wurzeln, einem Stamm und einer Krone als Baum bezeichnen, ist eine Festlegung, die willkürlich getroffen wurde. Man hätte sich auch für eine andere Lautfolge entscheiden können. Wichtig ist allerdings, dass in einer Sprachgemeinschaft Einigkeit über die Zuordnung von Wort und realem Objekt besteht. |
Würzburger Schule | von Oswald Külpe (1862–1915) begründete Forschungsrichtung der Psychologie, die sich vor allem der Erforschung von Denkprozessen mithilfe experimenteller Methoden widmete. Zu den Hauptvertretern gehören neben Külpe Karl Bühler (1879–1963) und Narziß Ach (1871–1946). |