A-Z Navigation
Begriff Erklärung
Introspektion

Lässt sich als Spezialfall einer Fallstudie verstehen: Untersucher und Untersuchter sind ein und dieselbe Person. Die persönliche, innere Erfahrung des Wissenschaftlers dient als Grundlage für die Modellbildung. Diese heuristische Beobachtungsform liefert keinen Kausalbeleg.

Klinische Psychologie

Teildisziplin der Psychologie, deren Forschungs- und Praxisschwerpunkt sich mit psychischen Störungen und psychischen Aspekten somatischer Störungen und Krankheiten beschäftigt. Speziell: Deskription, Klassifikation, Diagnostik, Verbreitung, Verlauf, Ätiologie- und Bedingungsanalyse, Gesundheitsförderung, primäre und sekundäre Prävention, Therapie und Rehabilitation bei psychisch (mit-)bedingten Gesundheitsproblemen.

NIMH (National Institus of Mental Health)

1949 in den USA gegründete Organisation, die als Meilenstein für die Entwicklung von Ausbildungsrichtlinien zum Clinical Psychologist gesehen wird.

Psychische Störung

Zentrale Thematik der klinischen Psychologie in Forschung und Praxis: Gruppe untereinander zusammenhängender, klinisch relevanter Symptome, die mit außergewöhnlichem Leid und/oder Funktionsbeeinträchtigungen einhergehen.

Psychotherapie

Gezielter Einsatz psychologischer Verfahren zur Reduktion/Bewältigung von leidhaften und/oder beeinträchtigenden Erlebens- und Verhaltensmustern: Bewusster und geplanter interaktioneller Prozess zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die übereinstimmend für behandlungsbedürftig gehalten werden. Es werden psychologische Mittel zur Hilfe gezogen, die auf der Basis einer Theorie des normalen und pathologischen Verhaltens basieren, um eine Veränderung in Richtung eines (gemeinsam) vereinbarten Ziels (Symptomminimalisierung und/oder Strukturänderung der Persönlichkeit) zu bewirken.

RCT (Randomized Controlled Trial)

Diese Studien sind ein Spezialfall des Experiments: Die Wirkung einer Interventionsmaßnahme wird durch einen Vergleich mit einer Kontrollgruppe evaluiert (z. B. Wartekontrollgruppen, Treatment-as-usual-Gruppen und aktive Alternative-treatment-Bedingungen), die je nach angestrebtem Ziel der Studie ausgewählt wird.

CIDI (Composite International Diagnostic Interview)

Hiermit können sowohl DSM- als auch ICD-Diagnosen im Bereich psychischer Erkrankungen gestellt werden. Das CIDI setzt kein besonderes Ausmaß an klinischer Expertise voraus, sodass es auch von speziell geschulten Laien eingesetzt werden kann. Allerdings zählt es zu den aufwändigsten Interviewverfahren.

Diagnostischer Prozess

Mehrschrittiger Prozess, mit dem Ziel der Diagnosefindung: Zuerst erfolgt eine Exploration der Symptome, die zu einem Syndrom zusammengefasst werden können. Die anschließende Prüfung, ob entsprechende diagnostische Kriterien erfüllt werden, führt schließlich zur Diagnose.

Dimensionale Diagnostik

Der kontinuierliche Übergang zwischen den beiden Polen gesund und krank wird berücksichtigt. Der dimensionalen Verteilung der Krankheitsmerkmale wird Rechnung getragen: Psychische Merkmale einer Person werden entlang eines Kontinuums erfasst und beschrieben.

DIPS (Diagnostisches Interview für Psychische Störungen)

Dieses Interviewverfahren stammt ursprünglich aus der Angstforschung und wurde dann für andere psychische Erkrankungen ausgeweitet. (Schneider und Margraf 2006, dt. Version des ADIS; Grisham, Brown und Campbell 2004)

DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Diseases)

Amerikanisches Klassifikationssystem für psychische Erkrankungen, das einen multiaxialen Katalog mit Diagnosen enthält, für die neben den Kriterien auch Hintergrundinformationen beschrieben werden. Diagnostische Einschätzungen werden auf verschiedenen Ebenen vorgenommen. Zudem wird das DSM von Wissenschaftlern sehr geschätzt, da es in verschiedenen Bereichen stärker auf Forschungsergebnissen aufgebaut ist als das international eingesetzte ICD-10.

Funktionale Norm

Bezogen auf die Fähigkeit einer Person, ihm zugetragene Funktionen zu erfüllen. Dieser Normbegriff ist für eine Mehrzahl der Diagnosen psychischer Störungen vordergründig.

ICD-10 (International Classification of Diseases )

Katalog zur Klassifikation von Krankheiten, der von der WHO herausgegeben wird und alle Krankheiten abdeckt. Dient der Einordnung und Codierung sämtlicher Krankheiten und ist in Deutschland von Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern für die Diagnosestellung vorgeschrieben.

IDCL (Internationale Diagnose-Checklisten für ICD-10 und DSM-IV)

Stellen eine ökonomische Alternative zu den aufwändigen Langversionen der Interviewleitfäden dar. Sie weisen einen deutlich geringeren Strukturierungsgrad auf als die ausgearbeiteten Interviews und berücksichtigen dennoch alle Einzelkriterien. Sollte ein Patient die Hauptkriterien einer Diagnose nicht erfüllen, so kann direkt zur nächsten F-Diagnose gesprungen werden, was das Verfahren ökonomischer macht. (Hiller, Zaudig und Mombour 1997)

Idealnorm

Normalitätsdefinition als einen Zustand vordefinierter Vollkommenheit.

Interviewleitfäden

Zu den Einzeldiagnosen der Klassifikationssysteme entwickelte strukturierte oder standardisierte Leitfäden, die möglichst konkret beschreiben, wie die Symptomatik zu erfassen ist (d. h. vor allem mit welchen Fragen). Auf diesem Weg soll die Reliabilität und damit die Validität der Diagnose erhöht werden.

Kategoriale Diagnostik

Dichotomisierung der Diagnosenvergabe in Form von kategorialen Einheiten: Diagnosen werden so vergeben, als wären sie klar zu trennende Zustände (entweder gesund oder krank). Psychische Störungen werden demnach als diskrete, klar voneinander und von der Normalität abgenzbare und unterscheidbare Störungseinheiten verstanden.

Klassifikation

Einordnung von Phänomenen (mit bestimmten gemeinsamen Merkmalen) in ein Kategoriensystem.

Komorbidität

Das gleichzeitige Vorliegen verschiedener Erkrankungen bei einer Person.

Komorbiditätsprinzip

Prinzip, welches postuliert, dass bei einem Patienten so viele Diagnosen gestellt werden, wie für die Gesamtbeschreibung der klinischen Problematik notwendig sind.

Makroanalyse

Die Makroanalyse analysiert Zusammenhänge zwischen Problembereichen und über Faktoren, die über verschiedene Problembereiche hinweg zur Aufrechterhaltung des unterwünschten Zustandes beitragen.

Mikroanalyse

Die genaue Analyse von problematischen Situationen, die als relevant für die psychische Störung eingeschätzt werden, wird Mikroanalyse genannt. Sie zeigt das Problemverhalten am Beispiel einer speziellen Situation auf.

Psychometrische Diagnostik

Psychometrische Diagnostik sollte möglichst multimethodal geschehen. Sie sollte also nicht nur auf einer einzigen Erhebungsmethode beruhen, sondern zusätzliche Datenquellen einsetzen. Dazu bieten sich validierte psychometrische Instrumente sowie systematische Verhaltensbeobachtungen oder Fremdanamnesen an.

SKID (Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-Diagnostik)

SKID-I zählt zu den am häufigsten verwendeten Interviewleitfäden für die Diagnostik psychischer Störungen. Es ist v. a. auf das DSM-IV zugeschnitten und erfordert ein gewisses Maß an Expertise vom Interviewer. Das SKID-II, entwickelt in derselben Tradition wie sein Vorgänger, wurde speziell für die Erfassung von Persönlichkeitsstörungen entwickelt. Es besteht aus einem Fragebogen für ein Vorscreening und einem Interview, welches zum Einsatz kommt, wenn die Werte im Fragebogen auf das Vorliegen einer PS hinweisen. (Wittchen, Zaudig und Fydrich 1997)

SORKC-Modell

Das SORKC-Modell stellt ein einfaches Modell zur Analyse problematischer Verhaltens- und Erlebensweisen dar. Dabei werden die drei Prozessvariablen (S = situative Merkmale; O = Organismusvariable; R = Reaktionskomponenten) analysiert und die darauf folgenden Konsequenzen (K) betrachtet, die in irgendeiner Form verstärkend sein könnten. Die Kontingenzverhältnisse (C) legen abschließend die Art und die zeitlichen Verhältnisse der (verstärkenden) Konsequenzen fest.

Soziale Norm

Normalitätsbegriff wird durch Werte einer Gesellschaft definiert.

Statistische Norm

Als Normalität wird definiert, wenn sich Menschen in einem bestimmten Bereich um den Mittelwert eines Merkmals befinden.

Subjektive Norm

Individuum selbst legt fest, was für es normal ist.

Syndrom

Menge von Symptomen, die (oft) gemeinsam auftreten.

Daily-hassles-Ansatz zur Erklärung psychischer Störungen

Bedeutung der Kulmination kleinerer Ärgernisse im Alltag (z. B. Stau, Auto springt nicht an, Schlüssel vergessen, Nachbarschaftsstreit) für die Gefährdung der psychischen Gesundheit. Sie stellen einen besseren Prädiktor für aktuelle und künftige psychopathologische Symptome dar als bedeutsame Life events.

Diathese-Stress-Modell

Annahme, dass unspezifische Belastungen (z. B. Stress) in Abhängigkeit von spezifischen Vulnerabilitäten bei verschiedenen Personen zu verschiedenen psychischen Störungen führen. Die Vulnerabilitäten können z. B. genetisch oder lerngeschichtlich bedingt sein.

Disengagement from incentives (Loslösen von vormals relevanten Anreizen)

Das von Eric Klinger stammende Konzept bezeichnet die Fähigkeit, von vormaligen Anreizen loszulassen bzw. Ziele und Erwartungen aufzugeben, wenn diese nicht erreicht werden können oder wenn das Erreichen mit zu hohen Kosten verbunden wäre. Nur durch ein solches Loslassen, das notwendigerweise mit einem Trauerprozess verbunden ist, ist die Setzung neuer, erreichbarer Ziele wieder möglich.

Inkongruenz-Ansatz zur Erklärung psychischer Störungen

Konzept von Klaus Grawe, demzufolge ein Auseinanderklaffen der Bedürfnisse, Wünsche, Ziele und Erwartungen einerseits und der wahrgenommenen Erreichung dieser Zustände andererseits als Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen gesehen wird. Ein latent hohes Inkongruenzniveau wird als wichtiger Risikofaktor, ein akuter signifikanter Anstieg des Inkongruenzniveaus als wichtiger Auslöser für die Entwicklung psychischer Störungen betrachtet.

Kritische-Lebensereignisse-Ansatz (Life-event-Ansatz) zur Erklärung psychischer Störungen

Versuch, die Entstehung psychischer Störungen durch kritische Lebensereignisse zu erklären. Annahme, dass psychische Störungen oft von belastenden Ereignissen ausgelöst werden, die eine bedeutsame Anpassungsleistung verlangen. Die Relevanz des Konzepts ist durch empirische Studien mit kleinen bis mittleren Zusammenhängen belegt, reicht aber allein nicht aus, um psychische Störungen zu erklären.

Medizinisches Krankheitsmodell

Annahme, dass beobachtbare Beschwerden eindeutig einer dahinterliegenden somatischen Erkrankung zugeordnet werden können und dass mit einer aus der Diagnose ableitbare Therapie diese Ursache und entsprechend auch die Symptome beseitigt werden können. Im Bereich psychischer Störungen greifen derartige Vorstellungen allerdings zu kurz.

Operante Faktoren

Faktoren, die verstärkenden Einfluss ausüben und somit die Auftretenswahrscheinlichkeit für ein Verhalten erhöhen (z. B. Krankheitsverhalten und die positive Konsequenz der Zuneigung von Angehörigen, wodurch Krankheitsverhalten verstärkt wird; oder Lob des Therapeuten zur Verstärkung funktionalen Verhaltens).

Social-drift-Hypothese

Ansatz zur Erklärung des Befundes epidemiologischer Studien, die zeigen, dass Personen mit niedrigerem sozioökonomischen Status ein höheres Risiko für die Entwicklung psychischer Störungen im Allgemeinen aufweisen (s. dazu auch Stress-and-Strain-Hypothese und Transaktionsmodell): Eine psychische Erkrankung führt zu einem sozialen Abrutschen der Betroffenen und somit zu einem niedrigeren sozioökonomischen Status. Somit wird die Erkrankung als der kausale Faktor gesehen, der zu einem niedrigeren sozioökonomischen Status führt.

Stress-and-strain-Hypothese

Ansatz zur Erklärung des Befundes epidemiologischer Studien, die zeigen, dass Personen mit niedrigerem sozioökonomischen Status ein wesentlich höheres Risiko für die Entwicklung psychischer Störungen im Allgemeinen aufweisen (s. dazu auch Social-drift-Hypothese und Transaktionsmodell). Der Ansatz geht davon aus, dass ein niedriger Status mit einer Vielzahl von Belastungen verbunden ist, welche zu psychischen Erkrankungen führen.

Therapeutisch optimiertes Störungsmodell

Modell, welches der Therapeut gemeinsam mit dem Patienten entwickelt, damit der Patient seine Störung auf hilfreiche Art versteht. Das bedeutet in der Regel, dass das Modell die Störung im Einklang mit der aktuellen wissenschaftlichen Theorie- und Befundlage und im Einklang mit den Erfahrungen und Denkweisen des Patienten so erklärt, dass Schuld- und Schamgefühle minimiert, Kontrollerwartungen gestärkt und konkrete Veränderungspunkte identifiziert werden. Außerdem sollte das Modell möglichst einprägsam sein, sodass es auch in Belastungssituationen aktiviert werden kann.

Transaktionsmodell

Ansatz zur Erklärung der höheren Prävalenz psychischer Störungen bei Personen mit niedrigerem sozioökonomischen Status, der die Stress-and-Strain-Hypothese und die Social-Drift-Hypothese kombiniert. Danach führt ein niedriger SÖS über statusspezifische Belastungen und eine schlechte Versorgung mit effektiven Präventions- und Behandlungsverfahren zu psychischen Störungen. Anschließend führt ein Teufelskreis aus niedrigem SÖS, erhöhten Belastungen, schlechter Gesundheitsversorgung und psychopathologischen Symptomen dazu, dass die Störung aufrechterhalten bleibt und sich der SÖS weiter verschlechtert.

Anhedonie

Unfähigkeit, Freude zu empfinden; eines der Kernsymptome einer klinisch relevanten Depression.

Bipolare Störung

Bipolare Störungen sind eine affektive Erkrankung, bei der extreme Antriebs-, Aktivitäts- und Stimmungsauslenkungen episodenhaft in depressiver oder (hypo-/)manischer Form auftreten. Sie verlaufen in der Regel chronisch und bedingen erhebliche psychosoziale Beeinträchtigungen.

Chronische Major Depression

Die Diagnose einer chronischen Major Depression kann im DSM-IV vergeben werden, wenn eine depressive Episode länger als zwei Jahre anhält.

Double Depression

Diese Diagnose kann nach dem DSM-IV bei einer von einer depressiven Episode überlagerten Dysthymie vergeben werden.

Dysthymie

Zählt laut ICD-10 zu den unipolaren Depressionen: Chronisch depressive Symptomatik, die nicht (oder nur kurzfristig) den Schweregrad einer depressiven Episode erreicht (ICD-10).

E+V-Technik (Erfolg-und-Vergnügen-Technik)

Strategie, die als Teil der Verhaltenstherapie depressiver Störungen angewendet wird und dabei helfen soll, den Alltag des Patienten zu strukturieren und verstärkende Aktivitäten zu integrieren. Kern der Technik ist das regelmäßige Planen und Protokollieren von (a) Erfolgen (d. h. erfolgreiches Anstreben von systematisch gesetzten kleinen Zielen) und (b) genussvollen/angenehmen Erlebnissen.

Hypomanische Episode

Hypomanie als leichtere Ausprägung der Manie: Stimmung ist anhaltend für die Dauer von wenigstens einigen Tagen leicht gehoben; zusätzliche Symptome: gesteigerter Antrieb und Aktivität, auffallendes Gefühl von Wohlbefinden und erhöhte Leistungsfähigkeit, erhöhte Geselligkeit und verringertes Schlafbedürfnis. Die Symptomausprägungen sind nicht so stark, dass sie zu einem Abbruch der Berufstätigkeit oder zu sozialer Ablehnung führen.

Manische Episode

Situationsinadäquat gehobene Stimmung, die zwischen sorgloser Heiterkeit und quasi unkontrollierbarer Erregung schwankt. Die euphorische Stimmung wird dabei von vermehrtem Antrieb, Rededrang, übertriebenem Optimismus und ähnlichen Symptomen begleitet. Episode dauert mindestens eine Woche an und ist schwer genug, um die berufliche und soziale Funktionsfähigkeit mehr oder minder vollständig zu unterbrechen.

Parasuizidalität

Der Übergangsbereich von Suizidalität zur intentionaler Selbstverletzung.

Somatisches Syndrom

Kann bei der Spezifikation der Diagnose einer depressiven Episode (ICD-10) bzw. einer Major Depression (DSM-IV) neben der Schwere und des Verlaufsmusters mitcodiert werden, wenn Symptome wie Interessenverlust, fehlende Aufhellbarkeit, Agitiertheit, Libidoverlust, Appetitverlust oder Gewichtsverlust das Beschwerdebild in bedeutsamem Maße prägen. Studien liefern Hinweise dafür, dass diese Symptomatik mit einem erhöhten Suizidrisiko assoziiert ist.

Suizid

Absichtliche, bewusste, selbst herbeigeführte und selbstschädigende Handlung, die den eigenen Tod zum Ausgang hat.

Suizidalität

Psychischer Zustand, in dem Gedanken und Verhaltensweisen darauf ausgerichtet sind, gezielt den eigenen Tod herbeizuführen oder diesen als möglichen Ausgang in Kauf zu nehmen.

Unipolare Depression

Affektive Störung, die dadurch gekennzeichnet ist, dass depressive Symptome bei Abwesenheit von (hypo-)manischen Symptomen vorliegen. Innerhalb der unipolaren Depression wird eine Unterscheidung zwischen Störungsbildern getroffen, die einen phasischen Verlauf aufweisen (einzelne depressive Episoden, rezidivierende depressive Störung), und solchen, die einen chronischen Verlauf aufzeigen (Dysthymie oder chronische Depression). Gemäß ICD-10 zählen auch die saisonale affektive Störung und die postnatale/-partiale Depression zu den unipolaren Depressionen. Kernsymptome unipolarer Depressionen sind eine anhaltende dysphorische Stimmung, Anhedonie und Antriebslosigkeit bzw. leichte Ermüdbarkeit. Die Bandbreite depressiver Symptome umfasst unterschiedlichste affektive, kognitive, behaviorale und somatische Veränderungen.

Zyklothymia

Zählt zu den weiteren affektiven Störungen und bezeichnet eine chronische Instabilität der Stimmung, die mit zahlreichen hypomanischen und dysthymen Phasen verbunden ist.

Agoraphobie

Von griechisch agora, Versammlungsplatz: Furcht vor und Vermeidung von Orten und Situationen, von denen eine Flucht schwierig ist. Das Vermeidungsverhalten schränkt den Betroffenen immer weiter ein.

Anticipatory anxiety (Erwartungsangst)

Furcht, die im Vorfeld eines sozialen Ereignisses auftritt und sich auf das antizipierte Auftreten von Angst bezieht (Angst vor der Angst).

DSM-IV-TR

Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders 4th Edition ? Text Revision: Diagnoseklassifikationssystem für psychische Störungen der American Psychiatric Association. Wird v. a. in der Forschung und in den USA verwendet.

Exposition

Konfrontation mit einem angstauslösenden Reiz.

Flashback

Plötzlich auftretende und lebendige Erinnerungsattacke, die mit dem Gefühl einhergeht, das Trauma noch einmal zu durchleben.

Gedanken-Handlungs-Fusion

Die Annahme, dass Gedanken unweigerlich zu Handlungen führen (z. B. der Gedanke, mein Kind zu töten, wird dazu führen, dass ich es tatsächlich tue).

Habituation

Prozess der Gewöhnung bzw. Reduktion der Reaktionsintensität bei prolongierter bzw. wiederholter Darbietung eines Reizes, der sich als unbedeutend erweist.

Hypervigilanz

Erhöhte Wachsamkeit und Reaktivität gegenüber Reizen, die mit potenziellen Gefahren assoziiert sind.

Hypervigilanz

Übermäßige Wachsamkeit; fortdauerndes Gefährdungsgefühl.

ICD-10

International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems: weltweit eingesetztes Diagnoseklassifikationssystem; von WHO-Expertengruppen entwickelt; psychische Störungen finden sich unter der Kategorie F.

Intrusion

Spontan auftretende, ungewollt wiederkehrende belastende Erinnerungen/Gedanken/Vorstellungen.

Komorbidität

Auftreten einer oder mehrerer zusätzlicher Störungsbilder/Erkrankungen bei der gleichen Person.

Lebenszeitprävalenz

Auftretenshäufigkeit einer Krankheit/Störung über die gesamte Lebensspanne in einer bestimmten Population.

Neutralisieren

Durchführung von Zwangshandlungen, um (durch Zwangsgedanken ausgelöste) Anspannung zu reduzieren oder die bedrohlichen Vorstellungen zu verhindern.

Panikattacke

Plötzliche, unvorhersehbar auftretende, zeitlich begrenzte Zustände starker Furcht, begleitet von intensiven physiologischen Reaktionen (z. B. Herzklopfen, Schwindel) und kognitiven Symptomen (z. B. Angst vor Kontrollverlust, Angst zu sterben).

Panikstörung [Episodisch paroxysmale Angst (ICD-10, F41.0)]

Kennzeichnend sind wiederholt auftretende Panikattacken, die in Abwesenheit eines eindeutigen externen Auslösers auftreten. Sie führen zu deutlichen Verhaltensänderungen und zu anhaltenden Sorgen bzgl. der Attacken.

Parasympathikus

Teil des vegetativen Nervensystems, der für die Aufrechterhaltung der normalen Organfunktion und der Regeneration des Organismus zuständig ist. Antagonist des Sympathikus.

Phobie

Unbegründete, übermäßig starke, krankhafte Angst vor abgrenzbaren Stimuli.

Preparedness

Evolutionär bedingte, biologische Prädisposition zum Erlernen bestimmter Reiz-Reaktions-Assoziationen.

Rückversicherungsverhalten

Verhaltensweisen, die darauf abzielen, (von anderen) Informationen zu erhalten, die bestätigen, dass ein gefürchtetes Ereignis nicht eingetreten ist, und somit zur Angstreduktion oder Beruhigung eingesetzt werden. Sie müssen jedoch häufig wiederholt werden, weil der erleichternde Effekt nicht lange anhält. Da somit jegliche Habituation vermieden wird, tragen sie zur Aufrechterhaltung der Störung bei.

Self images im Modell von David Clark

Generalisiertes, meist negatives Bild/ Vorstellung des Selbst in der angstauslösenden Situation.

Self-focused attention

Stark nach innen gerichtete, d. h. auf internale Prozesse fokussierende Aufmerksamkeit.

Sorgenexposition

Kognitiv-verhaltentherapeutisches Vorgehen zur Behandlung von generalisierter Angststörung, bei dem ein ausgewähltes Sorgenszenario gezielt bis zum Ende gedacht wird. Konkretes und bildhaftes Vorstellen soll den Angstanstieg zusätzlich fördern und im prolongierten Verlauf zu Habituation führen.

Spontanremission

Teilweise oder komplette Genesung von einer Störung, ohne diese behandelt zu haben.

Sympathikus

Teil des vegetativen Nervensystems, der die Körperorgane in Leistungsbereitschaft versetzt. Antagonist des Parasympathikus.

Vegetatives Nervensystem

Nicht willlentlich steuerbares Netzwerk aus Nervenfasern, das u. a. für die Anpassung der Körperorgane an aktuelle Belastungen zuständig ist.

Vulnerabilität

Wörtlich Verwundbarkeit; im Kontext der klinischen Psychologie i. d. R.: Anfälligkeit für das Entwickeln psychischer Symptome.

Y-BOCS

Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale: Halb-strukturiertes Interview zur Erfassung der Art und der Ausprägung von Zwangsgedanken und -handlungen.

Zwangsgedanken

Sich wiederholt (unkontrollierbar) aufdrängende Gedanken, die starke Angst oder Unwohlsein auslösen.

Zwangshandlungen

Ritualisierte Handlungen (auch in Form von Gedankenritualen), die willentlich ausgeführt werden und dazu dienen, Anspannung zu reduzieren oder vermeintliche Katastrophen abzuwenden.

Adipositas

Fettleibigkeit, die durch einen Body-Mass-Index ? 30,0 kg/m2 definiert ist.

Amenorrhö

Ausbleiben der Monatsblutung.

Binge-eating-Störung

Essstörung, die durch wiederkehrende Essanfälle ohne kompensatorische Maßnahmen gekennzeichnet ist.

Lanugobehaarung

Feine, flaumartige Behaarung vor allem an Unterarmen, Rücken oder Gesicht.

Purging

Kompensatorische Maßnahmen zur Vorbeugung einer Gewichtszunahme, z. B. selbst herbeigeführtes Erbrechen oder Missbrauch von Laxantien (Abführmitteln) oder Diuretika (Entwässerungsmittel).

Spiegelexposition

Therapeutische Übung zur Reduktion intensiver figurbezogener Ängste und Vermeidung, bei der der Patient dazu aufgefordert wird, sich langanhaltend in einem Ganzkörperspiegel zu betrachten und so neutral wie möglich zu beschreiben.

Achtsamkeitstraining

Training im erfahrungsoffenen, nichtbewertenden Wahrnehmen von Phänomenen (Wahrnehmungen, Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen etc. ). Kann über spezifische standardisierte (Meditations-) Übungen oder informell mithilfe von Alltagsaktivitäten (beim Abwaschen auf Empfindungen in den Händen achten) praktiziert werden. Lässt sich gut mit Konfrontationsverfahren kombinieren.

Artifizielle Störung (Münchhausen-Syndrom)

Absichtliches Erzeugen oder Vortäuschen körperlicher Symptome, meist um einen offensichtlichen Vorteil für den Patienten zu erzielen.

Biofeedback

Methode zur Vermittlung psychophysiologischer Erklärungen für körperliche Beschwerden sowie zur Einflussnahme auf ansonsten nicht willentlich steuerbare Vorgänge. In der Regel werden dabei relevante biologische Prozesse mithilfe technischer Hilfsmittel erfasst und in Signale umgesetzt, die der Patient wahrnehmen kann. Beispiel: Muskelanspannung wird in Form eines in Tonhöhe/Lautstärke variierenden Tones rückgemeldet.

Coenästhetische Halluzinationen

Illusorische Wahrnehmungen von veränderten körperlichen Zuständen, z. B. Gitter im Bauch, Brennen im Gehirn.

Endurance-Response-Modell

Modell, wonach auch übermäßiges Durchhalten und Bagatellisieren von Schmerzsymptomen den Schmerz verstärken kann

Fear-avoidance-Modell

Modell, wonach Vermeidung von Bewegung aufgrund von Angst vor Auftreten/Verstärkung des Schmerzes zur Aufrechterhaltung von Schmerzen beiträgt.

Hypochondrische Störung

Bestehen unklarer körperlicher Missempfindung. Angst oder die Überzeugung, ernsthaft krank zu sein, ist der zentrale Unterschied zu anderen somatoformen Störungen. Die Angst muss mindestens ein halbes Jahr trotz der medizinischen Rückversicherung bestehen, dass keine Erkrankung vorliegt.

Konversionsstörung

Pseudoneurologische Symptome: erwecken den Anschein, als läge eine neurologische Krankheit vor.

Körperdysmorphe Störung

Gemäß ICD-10 klassifiziert als Spezialform der Hypochondrie, trotz geringer Gemeinsamkeiten. Betroffene beschäftigen sich anhaltend mit einer wahrgenommenen Entstellung/Missbildung, die von anderen nicht (in entsprechendem Ausmaß) nachvollzogen werden kann.

SAIB (Scale for the Assessment of Illness Behavior)

Fragebogen von Rief, Ihle und Pilger (2003), der speziell zur Erfassung des Krankheitsverhaltens bei Patienten mit unklaren körperlichen Beschwerden entwickelt und validiert wurde. Erfasste Bereiche sind fünf Aspekte des Krankheitsverhaltens: Diagnoseverifizierung, Beschwerdeausdruck, Medikamente/Behandlung, Erkrankungskonsequenzen, Scanning.

Somatisierungsstörung

Vorliegen vieler unterschiedlicher körperlicher Beschwerden ohne medizinische Erklärung seit mindestens zwei Jahren (mindestens sechs körperliche Symptome aus mindestens zwei Organgruppen); Prototyp der somatoformen Störungen.

Somatoforme autonome Funktionsstörung

Zentral ist, dass körperliche Beschwerden mit einer vegetativen Erregbarkeit einhergehen. Kriterienerfüllung, sofern Symptome autonomer Erregung aus mindestens einem Organsystem (gastrointestinal, kardiovaskulär, respiratorisch, urogenital) vorhanden sind und zudem ein weiteres Symptom aus einer vorgegebenen Liste vorliegt (z. B. Reizdarm, Brustschmerz).

Somatoforme Schmerzstörung

Vorliegen von mindestens einem Schmerzsymptom seit mindestens sechs Monaten, das den Hauptfokus der Aufmerksamkeit des Patienten darstellt. Die Schmerzempfindung ist nicht adäquat organmedizinisch erklärbar.

Somatosensorische Verstärkung

Prozess, bei dem die Aufmerksamkeitsfokussierung auf körperliche Empfindungen und deren dysfunktionale Bewertung zu einer Verstärkung der körperlichen Empfindungen führt.

SOMS (Screening für Somatoforme Störungen)

Von Rief und Hiller (2008) entwickeltes und evaluiertes Screeningverfahren zum Vorscreening spezifischer somatoformer Störungen. Außerdem erlaubt das Verfahren eine Quantifizierung und Verlaufsbeschreibung der Symptomatik. ICD-10- und DSM-IV-Kriterien finden dabei gleichermaßen Berücksichtigung.

Symptomtagebuch

Methode zur Vermittlung funktionaler Erklärungen für Beschwerden: Tägliches Notieren von Art und Intensität der Beschwerden sowie von vorausgehenden und nachfolgenden Situationen, Gedanken, Emotionen etc., um bedeutsame Auslöser und aufrechterhaltende Bedingungen zu identifizieren.

Undifferenzierte Somatisierungsstörung

Vorliegen von mindestens einer unklaren Körperbeschwerde seit mindestens sechs Monaten.

Whiteley-Index

International verbreiteter Fragebogen von Hiller und Rief (2004), der eine ökonomische Erhebung hypochondrischer Merkmale durch die Bereiche Krankheitsängste, somatische Beschwerden und Krankheitüberzeugung ermöglicht.

Hebenephrene/desorganisierte Schizophrenie

Einer von drei charakteristischen Subtypen der Schizophrenie, denen sich die meisten Störungsbilder zuordnen lassen; klinisches Bild ist primär durch wenig planvolles Handeln gekennzeichnet: Denken und Sprechen sind ungeordnet, Stimmung und emotionaler Ausdruck passen oft nicht zur aktuellen Situation.

Katatone Schizophrenie

Einer von drei charakteristischen Subtypen der Schizophrenie, denen sich die meisten Störungsbilder zuordnen lassen; klinisches Bild ist primär durch motorische Störungen gekennzeichnet (sowohl motorische Übererregung, als auch Haltungsstereotypien sind möglich). Oft sind Patienten nur schwer verbal erreichbar, dadurch sind innerpsychische Prozesse schwer zugänglich.

Kognitive Remediation

Wirksamer psychologischer Behandlungsansatz zur Schizophreniebehandlung. Intervention zielt darauf ab, die neurokognitiven Defizite schizophrener Patienten zu reduzieren.

Kontinuitätsnannahme psychotischer Erfahrungen

Die Annahme eines kontinuierlichen Übergangs zwischen normalem Erleben und psychotischen Symptomen.

Kontinuumsmodell der Schizophrenie

Ätiologisches Modell der Schizophrenieentstehung, das auf der Annahme basiert, dass es keinen qualitativen Bruch zwischen normalem Erleben und psychotischen Symptomen gibt, sondern Patienten sich am psychopathologischen Pol eines Kontinuums psychotischer Erfahrungen befinden.

Metakognitives Training

Training in der Kompetenz, das eigene Denken zu beobachten und ggf. systematisch zu beeinflussen.

Negativsymptome der Schizophrenie

Symptome der Schizophrenie, die durch das Fehlen üblicherweise vorhandener Funktionen der menschlichen Psyche gekennzeichnet sind (z. B. Affektverflachung, Gedankenarmut).

Paranoide Schizophrenie

Einer von drei charakteristischen Subtypen der Schizophrenie, denen sich die meisten Störungsbilder zuordnen lassen; klinisches Bild der paranoiden Schizophrenie als häufigster Subtypus ist geprägt von Wahnideen und/oder Halluzinationen.

Positivsymptome der Schizophrenie

Symptome der Schizophrenie, die das gewöhnliche Erleben und Verhalten erweitern (z. B. Wahnvorstellungen).

Prodromalphase

Phase, die häufig vor Störungsbeginn auftritt. Geht mit unspezifischen Symptomen einher (z. B. Ängste, Schlafstörungen, Depression) und bedeutet meistens eine Reduktion des vorher bestehenden Funktionsniveaus.

Undifferenzierte Schizophrenie

Wird diagnostiziert, wenn das klinische Bild die Merkmale von mehr als einem der drei Subtypen der Schizophrenie (paranoid, desorganisiert, kataton) erfüllt.

Wahnphänomene

Häufigstes Positivsymptom bei Schizophrenie; eines der markantesten Merkmale akut psychotischer Episoden. Wahnphänomene sind falsche Überzeugungen, die gewöhnlich mit einer Fehldeutung von Wahrnehmungen oder Erfahrungen einhergehen (DSM-IV-TR). Wahnideen können sich z. B. auf eigene Gedanken, Verfolgungs- oder Größenideen, Halluzinationen oder Beziehungsideen beziehen.

Wahnvorstellung (Delusion)

Eine falsche Überzeugung, die gewöhnlich mit einer Fehldeutung von Wahrnehmungen oder Erfahrungen einhergeht.

Bewältigungsstil

Strategien im Umgang mit unangenehmen Emotionen, die durch Schemata ausgelöst werden.

Ich-Dystonie

Erlebens- und Verhaltensmuster werden als nicht zur Person zugehörig wahrgenommen. Beispiel: Person entwickelt eine Angststörung, erlebt diese als eine fremde, neue Eigenschaft von sich und bemüht sich, diese loszuwerden.

Ich-Syntonie

Erlebens- und Verhaltensmuster werden als zur Person zugehörig wahrgenommen. Beispiel: Eine Person mit ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung erlebt ihre Schüchternheit nicht als einen abgegrenzten Teilbereich, der kommt und auch wieder geht, sondern als ein definierendes Element der eigenen Persönlichkeit.

Modell der doppelten Handlungsregulation

Modell nach Sachse (2001), demzufolge PS als Interaktionsstörungen zu verstehen sind. Die drei wesentlichen Komponenten des Modells stellen die Motivebene (Ebene der authentischen Handlungsregulation), die Spielebene (Ebene der manipulativen Handlungsregulation) und die Schemata dar.

Persönlichkeitsstörung

Überdauerndes Muster von innerem Erleben und Verhalten, das merklich von den Erwartungen der soziokulturellen Umgebung abweicht, tiefgreifend und unflexibel ist und zu Leid oder Beeinträchtigungen bei den Betroffenen (und/oder im sozialen Umfeld) führt.

Schema

Ein in der Kindheit entstandenes Muster, das aus Erinnerungen, Emotionen, Kognitionen und Körperfunktionen besteht, die sich auf den Betreffenden selbst und seine Kontakte zu anderen Menschen beziehen.

Schemamodi

Adaptive/aladaptive Schemata und Bewältigungsreaktionen, die in einem konkreten Augenblick aktiv sind.

Schematherapie

Von J. Young in der Tradition kognitiver Verfahren entwickelte Therapieform, die Elemente der Bindungstheorie, der Gestalttherapie, der Objektbeziehungstherapie, der konstruktivistischen Psychotherapie sowie psychodynamischer Ansätze und kognitive-behaviorale Modelle und Interventionen integriert. Fokussiert auf Zusammenhang zwischen dysfunktionalem Verhalten/Erleben und biographischen Erfahrungen. Der Behandlungsfokus liegt auf der Bearbeitung von Schemata, maladaptiven Bewältigungsstilen und sog. Schemamodi.

Abhängigkeit

Abhängigkeit definiert sich über die folgenden Kriterien: 1. starkes, oft unüberwindbares Verlangen, die Substanz einzunehmen; 2. Schwierigkeiten, die Einnahme zu kontrollieren (was den Beginn, die Beendigung und die Menge des Konsums betrifft); 3. körperliche Entzugssymptome bei Nichtkonsum; 4. Toleranzentwicklung; 5. fortschreitende Vernachlässigung anderer Verpflichtungen, Aktivitäten, Vergnügen oder Interessen (Droge wird zum Lebensmittelpunkt); 7. fortdauernder Gebrauch der Substanz(en) wider besseres Wissen und trotz eintretender schädlicher Folgen.

Abstinenzverletzungssyndrom

Vorfall (z. B. Trinken von einem Bier) führt zu Abfall der abstinenzbezogenen Selbstwirksamkeit (Ich kann das einfach nicht) und der Entwicklung dissonanzreduzierender Kognitionen (Jetzt ist es auch egal!) mit abschließendem Rückfall in das komplette dysfunktionale Suchtverhalten.

Biologische Verfahren zum Nachweis des Konsums psychotroper Substanzen

Beispielsweise Atem-, Urin-, Blut-, oder Haaranalysen.

Einstiegsdrogen

Legale Drogen gelten als Einstiegsdrogen. Jeder junge Mensch wird meistens zuerst mit legalen Drogen wie Alkohol und Nikotin konfrontiert. Legale Drogen können den Weg in den Konsum illegaler Drogen bahnen.

Missbrauch/schädlicher Gebrauch

Wiederkehrender Gebrauch einer psychotropen Substanz, welche weiter konsumiert wird, obwohl Wissen über konsumbedingte soziale, berufliche, psychologische oder körperliche Probleme besteht.

Psychotrope Substanzen

Natürliche, chemisch aufbereitete oder synthetisch erzeugte Substanzen, die das zentrale Nervensystem beeinflussen. Nehmen Einfluss auf Wahrnehmung, Fühlen, Verhalten. Zeichnen sich z. T. durch substanzielles Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial aus.

Risikoarmer Konsum

Abstufung der Klassifikation von Konsumverhalten. Konsum liegt unterhalb einer statistisch definierten Harmlosigkeitsgrenze.

Riskanter Konsum

Abstufung der Klassifikation von Konsumverhalten. Gefährlicher Gebrauch: Konsum liegt oberhalb einer Gefährdungsgrenze, bei der nach längerem Konsum nachgewiesenermaßen erhöhtes Risiko besteht, eine substanzgebundene Störung zu entwickeln.

Rückfall

Nach der Abstinenz erneutes Durchführen des Konsumverhaltens.

Rückfallprävention

Gezielte therapeutische Maßnahmen zur Verhinderung eines Rückfalls. Hauptbestandteil der Suchttherapie, da sich Sucht im Wesentlichen über den Rückfall definiert (Mit dem Rauchen aufhören ist einfach, das hab' ich schon mehrere hundert Mal gemacht). Dabei ist zwischen Rückfallpräventionselementen im Rahmen der intensiven, akuten Therapie und der sich anschließenden Anbindung an langfristige Unterstützungsangebote zu unterscheiden.

Rückfallstadien

Marlatt und Gordon benennen folgende wichtige Stadien des Rückfalls in ihrem Rückfallmodell: 1. Ungleichgewicht von negativen und positiven Erfahrungen/Gefühlen, 2. scheinbar unbeabsichtigte Entscheidungen, 3. Konfrontiertwerden mit einer Risikosituation (aufgrund unbeabsichtigter Entscheidungen), 4. Problem der extremen Verlockung zum Konsum in Risikosituationen, 5. Lapse (Vorfall, z. B. Trinken von einem Bier) und 6. Abstinenzverletzungssyndrom.

Verhaltens- oder nichtstoffgebundene Sucht (behavioral addiction)

Die Sucht bezieht sich auf nichtsubstanzassoziiertes Verhalten (z. B. Spielsucht, Internetsucht, Sexsucht etc.).

Erworbene Hirnschädigung

Erworbene Hirnstörungen entstehen durch körperliche Erkrankungen, die das Gehirn direkt (z. B. durch Schädel-Hirn-Verletzungen) oder indirekt (z. B. als Folge einer den ganzen Organismus beeinflussenden Erkrankung) betreffen.

Holistische Rehabilitationsprogramme

Holistische Rehabilitationsprogramme: Ziel ist die Verbesserung der psychosozialen Anpassung und Lebensqualität der Betroffenen. Holistische Rehabilitation beinhaltet neuropsychologische Verfahren zur positiven Beeinflussung kognitiver Leistungsfähigkeit. Die Besonderheit ist aber die individualisierte, alltagsbezogene Umsetzung dieser Interventionen und die Integration psychotherapeutischer Verfahren in die Einzel- und Gruppentherapie.

Kompensation

Ausgleich von kognitiven Defiziten durch die Vermittlung von Ersatzstrategien oder durch Einsatz unbeeinträchtigter Fähigkeiten, um ausgefallene Fähigkeiten zu ersetzen (z. B. Nutzung elektronischer oder schriftlicher Speichermedien zur Erinnerung an Termine).

Restitution

Wiederherstellung geschädigter kognitiver Funktionen durch übungs- und trainingsbasierte Funktionstherapien (z. B. computergestützte Übungsprogramme).

Störungsbewusstsein

Wahrnehmen und Anerkennen, dass man selbst an einer Störung leidet.

Symptome von Hirnschädigungen

Symptome erworbener Hirnschädigungen umfassen sensorische, motorische und neuropsychologische Beeinträchtigungen sowie Veränderungen der emotional-motivationalen Verarbeitung. Verhaltensauffälligkeiten können eine mögliche Folge sein.

WMS-R (Wechsler Memory Scale Revised)

Test zur Erfassung der bereichsbezogenen kognitiven Leistungsfähigkeit, wie z. B. der Gedächtnisleistung.

Normale Sexualität

Die menschliche Sexualität zeichnet sich durch eine ausgeprägte Heterogenität aus. Die Definition einer Störung des Sexualverhaltens oder der Präferenzen unter Rückgriff auf soziale oder statistische Nomen ist entsprechend erschwert. Daher gilt, dass alles normal ist und keinen Veränderungsbedarf aufweist, womit alle Beteilligten zufrieden sind und niemand zu Schaden kommt.

Anorgasmie

Verzögerter oder ausbleibender Orgasmus.

Appetenzphase

Erste zu identifizierende Phase beim Sexualverhalten. Das Bewusstsein für das sexuelle Bedürfnis tritt auf, oft in Begleitung von Fantasien.

Dyspareunie

Problem, bei dem Geschlechtsverkehr als schmerzhaft erlebt wird.

Ejaculatio praecox

Samenerguss ereignet sich noch vor oder unmittelbar nach dem Einführen in die Scheide.

Erregungsphase

Zweite Phase beim Sexualverhalten, die durch physiologische Reaktionen gekennzeichnet ist (z. B. beschleunigte Atmung und Puls, Hautrötungen) und charakterisiert das damit einhergehende Erleben (beim Mann z. B. Errektion, Anschwellen der Hoden).

Erwartungsängste bei Sexualstörungen

Beim Auftreten erster sexueller Probleme können Erwartungsängste entstehen, die das Problem verstärken. Zunehmende negative Erwartung, Angst vor Misserfolg und Vermeidung von bestimmten Situationen und Ereignissen können zu Angstreaktionskonditionierung und zur Chronifizierung sexueller Probleme führen.

Exhibitionismus

Form der Paraphilie: Bezeichnet die Zurschaustellung der eigenen Sexualorgane in der Öffentlichkeit. Befriedigung des Exhibitionisten hängt vom Überraschen oder Erschrecken fremder Personen ab, weshalb die Täter frustriert sind, wenn die Opfer mit Gelassenheit reagieren.

Fetischismus

Ein zunächst sexuell neutrales Objekt wird als luststeigernd wahrgenommen. Wenn das Fetischobjekt nicht berührt, berochen oder getragen werden kann, erfährt die betroffene Person keine sexuelle Erregung.

Frotteurismus

Störungsbild, bei dem sich Person durch Reibung der Genitalien an Fremden oder durch Berührung der Sexualorgane Fremder Lustgewinn verschafft.

Impotenzprobleme

Problem kann in der Phase sexueller Erregung auftreten. Erektion kann nicht auf Dauer gehalten werden oder Stärke reicht nicht für befriedigenden Verkehr aus.

Lubrikationsprobleme

Ausbleiben des Feuchtwerdens als sexuelles Problem.

Orgasmusphase

Vierte Phase des Sexualverhaltens: gekennzeichnet durch Orgasmus und Ejakulation bzw. weitere Kontraktionen im Sexualbereich.

Pädophilie

Erreichung sexueller Erregung durch das Berühren von meist präpubertären Kindern oder durch die Stimulation der Genitalien durch das Kind.

Plateauphase

Dritte Pase des Sexualverhalten, gekennzeichnet durch Verstärkung der physiologischen Aktivierung und durch zunehmende Koitusbewegungen.

Postorgastische Phase

Beim Mann i. d. R. mit Refraktärzeit verbunden, in der sich Erregung zurückbildet. Erst nach Ablauf der Refraktärzeit sind die meisten Männer wieder zu erneuter Erregung in der Lage.

Sekundäre sexuelle Funktionsstörungen

Erworbene sexuelle Funktionsstörung als Folge anderer Probleme, z. B. sekundär zu körperlichen und psychischen Erkrankungen oder bei Medikamenteneinnahme.

Sensate focus

Intervention, die darin besteht, auf Verhaltensweisen zu fokussieren, die noch weitestgehend befriedigend und unproblematisch erlebt werden können (bevor Erwartungsängste einsetzen). Zudem Vermittlung der Überzeugung, dass sexuelle Erlebnisse bereits in der Vorphase (z. B. Streicheln, Petting) große Bedeutung haben und Sexualität nicht erst mit dem Geschlechtsverkehr beginnt.

Sexuelle Funktionsstörungen

Klassifikation sexueller Funktionsstörungen gemäß der Phase, in der sie auftreten. Diagnose einer Störung allerdings erst, wenn sie zu einer wahrgenommenen Beeinträchtigung führt und sichtlicher Leidensdruck erkennbar ist.

Sexueller Masochismus

Sexuelle Erregung wird durch gewollte Demütigung der eigenen Person oder durch erwünschtes Geschlagen oder Gefesseltwerden erzielt.

Sexueller Sadismus

Sexuelle Erregung wird durch die gewaltvolle Erniedrigung und Qual anderer hervorgerufen.

Squeeze-Technik

Technik, die bei Männern mit Ejaculatio praecox eingesetzt werden kann: Kurz vor dem Point of no return wird versucht, durch Abdrücken des Penis unter der Eichel der Orgasmus zu unterbinden.

Stop-and-go-Technik

Technik, die bei Männern mit Ejaculatio praecox eingesetzt werden kann: Ziel ist, die Erektion zu halten und auszubauen bis kurz vor dem Point of no return. Dann wird die Stimulation beendet. Es folgt eine kurze Pause, bis die Selbstkontrolle über das Erregungsniveau wieder hergestellt ist. Anschließend wird wieder stimuliert usw.

Störung der Sexualpräferenz (Paraphilie)

Drang nach einem unüblichen Sexualobjekt oder einer ungewöhnlichen Art der Stimulation.

Störung der sexuellen Identität

Person fühlt sich nicht eindeutig zum eigenen Geschlecht zugehörig. Wunsch, dem anderen Geschlecht anzugehören, dominiert.

Teasing-Techniken

Technik, die bei Männern mit Impotenzproblemen eingesetzt werden kann: Eine Erektion soll immer wieder gezielt abklingen und nachher erneut aufgebaut werden, um dem Betroffenen die Sicherheit zu vermitteln, dass eine abgeschwächte Erektion erneut aufgebaut werden kann.

Travestismus

Tragen der gegengeschlechtlichen Kleidung geht mit sexueller Erregung einher.

Vaginismus

Sexuelles Problem bei Frauen, bei dem es zu unwillkürlichen Spasmen der Scheidenmuskulatur kommen kann, die eine Penetration unmöglich machen können.

Viagra

Medikament Sildenafil zur Behandlung von Impotenz bei Männern. Wirkt sich positiv auf Erektionsfähigkeit aus und verkürzt u. U. ein wenig die Refraktärzeit. Ermöglicht Einflussnahme auf Erektionsfähigkeit, die gerade bei körperlich bedingten Errektionsstörungen und fehlenden alternativen Therapiemöglichkeiten wichtig ist.

Voyeurismus

Form der Paraphilie: Sexuelle Erregung wird durch das heimliche Beobachten sexueller Handlungen anderer ausgelöst. Besondere Luststeigerung resultiert aus Gefahr, die mit Eingriff in Intimsphäre anderer verknüpft ist. Anteil derer, die im Verlauf zu sexueller Delinquenz neigen, ist bei Voyeuren deutlich größer als bei Exhibitionisten.

Aktometrie

Verfahren zur Messung der Bewegung während des Schlafes mithilfe einer Handgelenk-Manschette. Lieferung von Erkenntnissen über den Schlaf-Wach-Rhythmus und die nächtliche Aktivität einer Person.

Auslöser von Schlafstörungen

Stress, unregelmäßige Schlafzeiten und psychoaktive Substanzen.

Benzodiazepine

Psychoaktive Substanz aus der Gruppe der Hypnotika, die zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt werden kann. Paradoxerweise ist diese Substanz aber auch gleichzeitig möglicher Auslöser von Schlafstörungen: Verursachung von sogenannter Rebound-Insomnie als Entzugssymptom bereits nach mehrtägiger Einnahme. Metaanalytisch ist deutliche Überlegenheit im Vergleich zu Placebo nachgewiesen bei Einnahme bis zu sechs Wochen. Risiken und Nebenwirkungen: hohes Toleranz- und Abhängigkeitsrisiko, plötzliches Absetzen löst häufig Rebound-Insomnie aus.

Bruxismus

Nächtliches Zähneknirschen: kann als Schlafstörung klassifiziert werden. Kennzeichnend: stereotype Kieferbewegungen während des Schlafs; Folgen: Zahnabrieb, Zahnschmerzen, Schmerzen im Kiefermuskel und -gelenk sowie Kopfschmerzen. Klassifikation von Bruxismus gemäß ICSD-2 als Sleep related moving disorder. Behandlung: Einsatz von Aufbissschienen, Biofeedback.

Craniomandibuläre Dysfunktionen

Bezeichnen Schmerzen in Kiefermuskeln und Kiefergelenken als Folge nächtlichen Bruxismus.

DGSM

Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin.

Dysfunktionale Schlafgewohnheiten

Faktor für die Aufrechterhaltung der nichtorganischen Insomnie gemäß des psychophysiologischen Modells der primären Insomnie: Entwicklung von Gewohnheiten, die schlafförderlich sein sollen, um mangelnde Erholsamkeit auszugleichen, letzlich aber oft gegenteilige Wirkung erzielen (z. B. zu frühes Zubettgehen, Tagschlaf, Lesen oder Fernsehen im Bett).

Dyssomnie

Zählt zu den nichtorganischen Schlafstörungen; bedeutet ein Zuviel oder Zuwenig an Schlaf, z. B. nichtorganische Insomnie oder Hypersomnie oder nichtorganische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus.

ESS (Epworth Sleepiness Scale)

Erfasst zusätzlich zu den Schlafproblemen auch Tagesmüdigkeit und Tagesschläfrigkeit. (Johns 1991)

Hyperarousal

Faktor für die Aufrechterhaltung der nichtorganischen Insomnie gemäß des psychophysiologischen Modells der primären Insomnie: Angespanntheit und Übererregung als zentraler Faktor. Äußerung auf physiologischer, kognitiver und emotionaler Ebene.

ICSD-2 (International Classification of Sleep Disorders 2)

Klassifikationssystem von Schlafstörungen der American Academy of Sleep Medicine (2005), das eine differenziertere Klassifikation von Schlafstörungen erlaubt als ICD-10 oder DSM-IV-TR.

Kognitive Techniken

Ziel kognitiver Techniken bei Behandlung von Schlafstörungen: Identifikation, Hinterfragung und Veränderung dysfunktionaler Schlafkognitionen.

Konsequenzen

Faktor für die Aufrechterhaltung der nichtorganischen Insomnie gemäß des psychophysiologischen Modells der primären Insomnie: Folgen von Schlafstörungen sind oft Müdigkeit, Leistungs- und Konzentrationsstörungen, Beeinträchtigungen der Stimmung, Depressivität oder Ängstlichkeit. Mitunter liegt subjektive Überbewertung der eigenen Beeinträchtigung vor, obwohl Leistung und Konzentration objektiv gesehen im Normalbereich liegen.

Orale Parafunktionen

Tritt oft in Kombination mit nächtlichem Bruxismus auf. Beinhaltet Zusammenpressen der Zähne, Lippen oder Zunge, Nägelkauen, usw. tagsüber.

Paradoxe Intention

Wirksame kognitive Technik in der Behandlung von Schlafstörungen. Anleitung des Patienten, im Gegensatz zu sonst zu versuchen, möglichst lange wach zu bleiben, um so den Teufelskreis aus Erwartungsangst, physiologischer Anspannung und resultierender Schlaflosigkeit zu unterbrechen.

Parasomnie

Zählt zu den nichtorganischen Schlafstörungen; umfasst Störungen, die während des Schlafes auftreten, z. B. Schlafwandeln, Albträume, Pavor nocturnus.

PSG (Polysomnographie)

Stellt die differenzierteste Methode zur Schlafdiagnostik dar. Umfasst: Aufzeichnung von EEG, Elektrookulogramm (EOG), Elektromyogramm (EMG) sowie nach Bedarf Variablen wie Schnarchgeräusche, Atmung oder Beinbewegung. Ist erst bei Verdacht auf organische Ursache oder bei chronischer therapierefraktärer Insomnie mit mehreren erfolglosen Behandlungsversuchen indiziert.

Prädisponierende Faktoren für Schlafstörung

Schlafqualität kann durch organische Erkrankungen beeinträchtigt werden (z. B. Herz- und Lungenerkrankungen, chronische Schmerzen). Auch psychische Störungen (v. a. Major Depression) bedingen Ein- und Durchschlafstörungen, sowie Veränderung der Schlafarchitektur. Andere schlafbeeinträchtigende psychische Störungen sind z. B. Angststörungen, Alkoholabhängigkeiten, Demenzen, Essstörungen und Schizophrenien.

Primäre Insomnie

Nichtorganische Insomnie im Sinne eines eigenständigen Störungsbildes. Häufigste Form der Schlafstörung. Hauptbeschwerden: Ein- und/oder Durchschlafstörungen, frühmorgendliches Erwachen, nichterholsamer Schlaf und entsprechende Beeinträchtigung der Tagesbefindlichkeit.

Problemlösetechniken

Kognitive Technik zur Behandlung von Schlafstörungen. Anstelle ruminativen Grübelns wird ein aktives, konstruktives Problemlösen gesetzt.

PSQI (Pittsburgher Schlafqualitäts-Index)

Schlaffragebogen. Liefert Überblick über die Schlafproblematik. (Buysse et al. 1989)

Schlafbehindernde Kognitionen

Faktor für die Aufrechterhaltung der nichtorganischen Insomnie gemäß des psychophysiologischen Modells der primären Insomnie: Entwicklung dysfunktionaler, schlafbehindernder Kognitionen im Verlauf von Schlafproblemen. Erhöhte Selbstbeobachtung, Sorgen und Antizipation unangenehmer Folgen erhöhen Anspannungsniveau und erschweren Einschlafen.

Schlafdiagnostik

Beinhaltet immer basale körperliche Anamnese und Diagnostik: Erhebung von Routinelaborparametern und Erfragung körperlicher Erkrankungen, Medikamente, Alkohol, Nikotin und Drogengebrauch; zudem Abklärung des Vorliegens psychischer Störungen mit einem diagnostischen Interview.

Schlafhygiene

Allgemeine Regeln, die auf individuellen Informationen aus Schlafprotokoll basieren und mit Patient gemeinsam umgesetzt werden (z. B. keine koffeinhaltigen Getränke mehr nach dem Mittagessen, abends keine schweren Mahlzeiten, regelmäßige körperliche Aktivität, Einführung von persönlichem Einschlafritual, usw.)

Schlafstörungen

Wörtlich Schlaflosigkeit. Bezieht sich auf Probleme beim Ein- und Durchschlafen sowie auf nichterholsamen Schlaf. Kann das psychische Wohlbefinden und die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Betroffene leiden unter Tagesmüdigkeit, Tagesschläfrigkeit, Konzentrationsstörungen, Stimmungsschwankungen und körperlichen Beschwerden. Schlafstörungen können komorbid mit körperlichen und psychischen Krankheiten oder als eigenes Störungsbild auftreten.

Stimuluskontrolle

Methode zur Strukturierung des Schlaf-Wach-Rhythmus mit dem Ziel der Löschung ungünstiger Konditionierungsprozesse und erneute Assoziation von Bett mit Schlaf und Entspannung. Annahme: Schlafumgebung bei gesunden Schläfern mit Ruhe assoziiert, bei schlafgestörten Personen jedoch hat das Bett Stimulusqualität für Schlaf verloren. Daher: Ungünstigen Konditionierungsprozess löschen und lernen, Bett wieder mit Entspannung zu assoziieren (Bett ist zum Schlafen da; ggf. mit der Ausnahme sexueller Aktivität; wenn man nicht schlafen kann, ist das Bett zu verlassen).

Zopiclon

Benzodiazepin-ähnliche Substanz: Einsatz in der medikamentösen Behandlung von Schlafstörungen. Wirkung ähnlich wie Benzodiazepine, aber weniger unerwünschte Nebenwirkungen.

Entwicklungsprozesse

Sind in der Therapie von Kindern und Jugendlichen zu berücksichtigen. Haben große Bedeutung für Störungsausprägung und Verlauf: Eine Vielzahl potenziell pathologischer Symptome tritt im Verlauf von normaler kindlicher Entwicklung auf (z. B. motorische Unruhe, Fremdeln, Trotzverhalten). Das Fortbestehen über entsprechendes Entwicklungsalter hinaus macht solche Verhaltensweisen erst zu klinisch relevantem Problemverhalten.

Entwicklungsstörungen

Störungen wie z. B. LRS, Dyskalkulie oder motorische Entwicklungsverzögerung, die zusätzliche Wirkung auf psychische Symptomatik haben können.

Entwicklungsübergänge

Im Entwicklungsverlauf auftretende Übergänge, die begünstigend auf Entwicklung psychischer Störungen wirken können (z. B. Einschulung, Pubertät, Ablösung von Eltern).

K-SADS-PL (Kiddie-Schedule for Affective Disorders and Schizophrenia Present and Lifetime)

Klinisches Interview zur störungsspezifischen Diagnostik: Erfasst aktuell auf die Lebenszeit bezogene psychische Störungen des Kindes- und Jugendalters. (Übersetzung und Adaption: Delmo et al. 2000/2001)

Zurück zur Übersicht